Bilder, so empfindlich wie Haut

Göttingen (kpg) – Hell und offen sind die neuen Räume des Beratungszentrums „Ancora“ im Göttinger Michaelsviertel. Genau das richtige für die Menschen, die mit einem Schatten auf der Seele herkommen. Und genau der richtige Ort für die Bilder von Manfred Lux: „Zur Mitte finden“ heißt die Ausstellung des Künstlers aus Solingen. Für ein halbes Jahr hat er dem Beratungszentrum, unter dessen Dach sich die Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie eine Beratungsstelle für psychiatrieerfahrene Menschen befindet, 25 seiner Bilder als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Ungewöhnlich ist vor allem die Technik, die Lux verwendet: Er arbeitet mit Wachs, das er mit Farbpigmenten versieht und in mehreren Schichten übereinander auf Sperrholzplatten aufträgt. „Enkaustik“ heißt dieses Verfahren. Flüssiges Wachs ist transparent, macht die einzelnen Schichten sichtbar – „wie die Seelenschichten des Menschen“, so der Künstler. Und: „Wachs ist empfindlich wie Haut. Man kann sie verletzen und wieder heilen.“ Für den 59-Jährigen, der sich Anfang der 90er Jahre zum Lebens- und Eheberater fortgebildet hat, passen die Bilder deshalb perfekt in die Räume des Beratungszentrums. „Dieser Ort tut den Bildern gut. Hier geschieht etwas Wichtiges.“

Lux´ Bilder – alle 25 sind zwischen 2000 und 2006 entstanden – haben keinen Titel. Auffällig ist aber: In all seinen Bildern betont er die Mittelachse. Das und die Reduktion auf wenige, meist geometrische Formen und Farben verleihen den Werken etwas Meditatives. Sie spiegeln, so Lux, seine eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Meditationstechniken wider, zugleich sind sie eine Aufforderung an den Betrachter und an all die, die als Ratsuchende in die Räumlichkeiten von „Ancora“ kommen: „Versuchen Sie die Bilder nicht mit dem Verstand zu sehen. Versuchen Sie, einfach zur Ruhe zu kommen.“

Die Bilder sind noch bis Mitte des Jahres in den Räumen der Beratungsstelle „Ancora“ in Göttingen (Kurze Straße 13a) zu sehen. Die Öffnungszeiten sind zu erfragen unter Telefon (0551) 54054.

Über den Künstler:
Manfred Lux wurde 1948 in Bottrop geboren. Er studierte Malerei und Grafik an der Universität Essen. Er arbeitete als Kunsterzieher und war von 1978 bis 2006 als Grafiker und Ausstelungsmanager an der Stadtsparkasse Bottrop angestellt. Lux stellt seine Arbeiten häufig in Kirchen und auf Kirchentagen aus. Seit 2006 lebt er als freischaffender Künstler in Solingen.