Das Andenken bewahren
Seit 1984 widmet sich der Edith-Stein-Kreis dem Leben und Wirken der Heiligen in Göttingen
Göttingen (kpg) – Wenn Mitte November im Alten Rathaus der diesjährige Edith-Stein-Preis, der mittlerweile zu den renommiertesten in Göttingen zählt, verliehen ist, dann spuken Heiner J. Willen schon wieder neue Namen durch den Kopf. Die Preisverleihung findet zwar nur alle zwei Jahre seit 1995 statt, doch die Auswahl der neuen Preisträger sowie die Vorbereitung zu dem großen Ereignis nimmt einen beträchtlichen Teil der Arbeit des Edith-Stein-Kreises, dessen Vorsitzender Willen seit zwei Jahren ist, in Anspruch. Der Kreis ehrt mit seinem Preis Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen, die sich durch Grenzüberschreitungen in ihrem sozialen, politischen und gesellschaftlichen Engagement ausgezeichnet und bewährt haben. Die Auszeichnung besteht aus einer Medaille mit der Inschrift: „Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe“ sowie einem Preisgeld von 5.000 Euro, das in Absprache mit dem Geehrten einer Einrichtung gespendet werden soll. Zu den bisherigen Preisträgern gehört das Maximilian-Kolbe-Werk, die Bruno-Hussar-Stiftung, der Hildesheimer Altbischof Dr. Josef Homeyer und – in diesem Jahr – Schwester Karoline Meyer, die sich in Chile seit über 40 Jahren für die Ärmsten der Armen einsetzt.
„Wir wollen das Andenken an Edith Stein in der Stadt wachhalten, das ist unser Ziel“, so Willen. Drei Jahre, von 1913 bis 1915, hat die spätere Heilige und Patronin Europas als Studentin der Philosophie in Göttingen gelebt, hier kam die gebürtige Jüdin erstmals mit dem Katholizismus, zu dem sie 1922 konvertierte, in Berührung. Neben der Preisverleihung und einem Benefiz-Dinner, das ebenfalls alle zwei Jahre – immer in dem Jahr, in dem es keine Preisverleihung gibt – stattfindet, ist eine besondere Stadtführung, die sich mit Edith Steins Göttinger Zeit befasst, ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Kreises. Mehrmals im Jahr führt die Ehrenvorsitzende des Edith-Stein-Kreises, Mary Heidhues, interessierte Besuchergruppen zu den Stationen und Häusern, in denen Edith Stein während ihrer Göttinger Zeit gelebt, studiert und diskutiert hat. Und auch das Andenken ihrer Weggefährten will der Kreis bewahren. So habe sich der Edith-Stein-Kreis dafür eingesetzt, das Grab ihres Studienfreundes Adolf Reinach zu erhalten.
Auch eine Publikation hat der Kreis bereits herausgebracht: „Edith Stein und ihre Göttinger Zeit“, heißt die 30-seitige Broschüre. Autorin Mary Heidhues hat viele autobiographische Zitate zusammengetragen, die zeigen, wie wohl sich Edith Stein als Studentin in Göttingen gefühlt hat. Kurz, knapp und präzise erfährt der Leser auf diese Weise von den Erlebnissen und Plänen, von der Gedanken- und Gefühlswelt der späteren Patronin Europas. Fotografien Edith Steins, ihrer Weggefährten sowie Aufnahmen der Orte, an denen sie sich aufgehalten hat, runden das Heft ab. Über 300 Exemplare sind bereits verkauft. Auch auf wissenschaftlicher Ebene wolle sich der Kreis gern dem Leben und Werk Edith Steins nähern, so Willen. Angesichts der Fülle autobiographischer Zeugnisse und wissenschaftlicher Studien sei diese Aufgabe jedoch kaum zu bewältigen, zumal sich alle Mitglieder des Edith-Stein-Kreises ehrenamtlich engagierten.
22 persönliche Mitglieder zählt der Edith-Stein-Kreis derzeit: Zusätzlich gehören auch Institutionen wie die katholische Hochschulgemeinde oder die Pfarreien des Dekanates Göttingen dem Kreis an.
Weitere Informationen, auch zu Stadtführungen: www.edith-stein-kreis.de, E-Mail: edith-stein-kreis@gmx.de