Lebensfreude herbeitrommeln
Trommel-Projekt im Caritas-Seniorenstift fördert Aktivität und Selbstvertrauen
Göttingen (kpg) – „Ich spiel´ gerne Trommel! Ich spiel´ gerne Trommel!“ schallt es rhythmisch durch das Erdgeschoss des Caritas-Seniorenstiftes St. Paulus in Göttingen. 17 Bewohner des Seniorenheimes sitzen im Kreis, vor sich auf dem Boden oder auf dem Schoß kleinere und größere Trommeln, Tamburine, Rasseln und andere Holzschlaginstrumente. Mitten durch den Raum wirbelt Ibs Sallah. Seine Rastazöpfe fliegen, die rot-gelb-grüne Mütze leuchtet mit seinem Gesicht um die Wette. „Das macht ihr gut!“, ruft er immer wieder. Mit seiner großen Trommel, die er sich um die Schultern gehängt hat, gibt er den Rhythmus vor.
Einmal in der Woche besucht der Trommelmeister aus Gambia, der seit 13 Jahren in Deutschland lebt, das Seniorenstift, um gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren zu musizieren. Viele Worte macht Ibs nicht: Er ruft den alten Herrschaften ein kurzes „Guten Morgen“ zu und dann geht es auch schon los: Gemeinsam probieren sie verschiedene Rhythmusfolgen, ein afrikanisches Stück steht ebenso auf dem Programm wie bekannte Volkslieder. Als „Hoch auf dem gelben Wagen“ mit ganz neuem Rhythmus erklingt, hält es eine alte Dame nicht mehr auf ihrem Platz: Freudestrahlend schiebt sie ihren Rollator durch den Raum.
Selbst aktiv werden und fremde Kulturen kennen lernen – das ist das Ziel des Projektes, das auf zunächst drei Monate angelegt ist. Finanziert wird es durch den Verein „Kunst“ in Göttingen. Dieser veranstaltet einmal im Jahr eine Spendengala und spendet den Erlös ausgewählten Projekten. Im Zentrum dieses Jahr standen Mehrgenerationen-Projekte. Und so stellte der „Kunst“-Verein 550 Euro des Gala-Erlöses dem Göttinger Kommunikations- und Aktionszentrum KAZ zur Verfügung, das das Trommel-Projekt gemeinsam mit Waltraud Weber-Eidt vom Caritas-Seniorenstift initiiert hat.
Für sie hat das Trommeln viele Vorteile: Das Erlernen neuer Rhythmusfolgen stimuliere die Konzentration und Merkfähigkeit der Senioren und trainiere beide Gehirnhälften, jeder könne ohne Vorkenntnisse mitmachen und so neues Selbstvertrauen gewinnen. Ibs Sallah aktiviert dieses ganz gezielt: Mit einem Lächeln fordert er jeden Teilnehmer im Kreis auf, den neu erlernten Rhythmus einmal allein zu klatschen – und jubelt jedes Mal begeistert, wenn es geklappt hat. So viel Lebensfreude ist ansteckend: „Am Ende ist in allen Gesichtern ein Lachen“, sagt der Trommelmeister.
Hinweis: Gemeinsam mit seiner Partnerin wird Trommelmeister Ibs Sallah auf dem Sommerfest des Seniorenstiftes am 30. Juni auftreten. Das Fest beginnt um 15 Uhr.