Preisverleihung mit Gänsehautgefühl
Für seinen unermüdlichen, engagierten Kampf um die Würde des Menschen erhielt der Jurist und KZ-Überlebende Prof. Dr. Thomas Buergenthal in Göttingen den Edith-Stein-Preis.
Der frühere Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag ließ sich bei der Preisverleihung durch seinen Sohn Dr. Robert Buergenthal vertreten. „Nachdem ich mich in den Lebenslauf von Edith Stein vertieft habe, kann ich mir keine größere Ehre vorstellen“, verlas der Sohn aus einem Brief des Vaters.
Thomas Buergenthal gehört zu den letzten noch lebenden Opfern des NS-Regimes. Als Zehnjähriger wurde er 1944 mit seinen Eltern ins KZ Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort von ihnen getrennt. Allein auf sich gestellt überlebte er den Todesmarsch nach Sachsenhausen. Sein Vater starb 1945 im KZ Buchenwald.
Nachdem ihn seine Mutter über einen Suchdienst in einem polnischen Kinderheim wiederfand, kam er zu ihr nach Göttingen und verbrachte seine Schulzeit am Felix-Klein-Gymnasium. 1951 wanderte Thomas Buergenthal in die USA aus. Er studierte Jura und lehrte anschließend an zahlreichen Universitäten. Internationales Recht und die Menschenrechte wurden zu seinem Lebensthema. Buergenthal bekleidete mehrere Richterämter.
Stets für Gerechtigkeit und Versöhnung eingesetzt
Seine Verbundenheit zur Heimatstadt seiner Mutter drückte sich auch durch mehrere Besuche in Göttingen aus. Dort erhielt er 2007 die Ehrendokterwürde der Juristischen Fakultät. 2008 wurde das Haus der Stadtbibliothek nach ihm benannt. Anfang 2018 konnte er dabei sein, als Stolpersteine zur Erinnerung an seine Großeltern verlegt wurden. Auf ärztlichen Rat hin verzichtete Buergenthal auf eine neuerliche Transatlantikreise.
„Er überwand die Gefühle des Hasses und der Vergeltung“, sagte die Göttinger Kultur- und Sozialdezernentin Petra Broistedt in einem Grußwort. Buergenthals Sätze „Rache ist irrational, Rache frisst einen auf“ würden immer Gänsehautgefühl bei ihr auslösen. Er habe sich stets für Gerechtigkeit und Versöhnung eingesetzt. Der Einschätzung schloss sich Dr. Katharina Seifert, Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland, in ihrer Laudatio an.
Dechant Wigbert Schwarze übergab mit dem Vorstand des Edith-Stein-Kreises die Auszeichnung. Das Preisgeld in Höhe von 5000 Euro lässt Thomas Buergenthal der Göttinger Stadtbibliothek zukommen.
Johannes Broermann