Radeln statt am Rad zu drehen

Die sechs Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren kamen über 8 Wochen jeden Mittwochvormittag für zwei Stunden in die Malteser-Dienststelle in Geismar, um theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten des Radfahrens zu erlernen. „Beides war gleichermaßen wichtig“, stellt Wende dar, „denn in ihren Heimatländern war das Fahrradfahren entweder unüblich, oder Frauen durften es nicht.“

Folglich galt es, den Frauen zunächst beizubringen, wie ein verkehrstüchtiges Fahrrad auszusehen hat. Beim fahrerischen Können brachten die Teilnehmerinnen sehr unterschiedliche Fähigkeiten mit: „Das ging von gar keinen Kenntnissen und Angst vor dem Fahren, bis zum selbstständig geradeaus fahren können, aber in Kurven noch unsicher sein“, sagt La Fico Guzzo. Während die Frauen zu Beginn noch das Aufsteigen und Losfahren erlernen mussten, ging es am Ende darum, möglichst realitätsnah an einer Verkehrssimulation mit selbstständigem Beachten der zuvor erlernten Verkehrsschilder teilzunehmen.

Am Ende konnten alle Teilnehmerinnen dank des Engagements der Malteser selbstständig losfahren, in Gefahrensituationen frühzeitig bremsen und in Kurven sogar mit Armzeichen fahren. „Die Fortschritte der Frauen waren beeindruckend, unser Ziel haben wir erreicht“, sagt Sharid und freut sich. „Wir konnten dazu beitragen, dass sich die Frauen fortan angstfrei auf Göttingens Radwegen und Straßen bewegen können und somit ein Stück Freiheit erfahren, die sie in ihren Heimatländern aus verschiedenen Gründen nicht hatten.“

Die Malteser führen bereits seit über einem Jahr regelmäßig Fahrradkurse für Flüchtlinge durch, zunächst in Kooperation mit der Jugendhilfe Südniedersachsen in Duderstadt und zur Zeit mit verschiedenen Gruppen in Göttingen.

Guido Wende