Thomas Buergenthal spendet Preisgeld an Stadtbibliothek
Der Träger des Edith-Stein-Preises 2019 hat 5.000 Euro dem Förder- und Freundeskreis der Stadtbibliothek Göttingen gespendet.
Im November 2019 wurde der Göttinger Edith-Stein-Preis an Thomas Buergenthal für seinen unermüdlichen, engagierten Kampf um die Würde des Menschen und die Implementierung und Verteidigung der Menschenrechte auf allen Kontinenten verliehen. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro hat Buergenthal nun dem Förder- und Freundeskreis der Stadtbibliothek Göttingen gespendet. Verwendet werden wird es unter anderem für den Bestandsausbau der fremdsprachigen Literatur der Stadtbibliothek.
Da Buergenthal aus gesundheitlichen Gründen nicht aus seinem Wohnsitz in den USA anreisen konnte, wurde der Scheck von Heiner J. Willen, Vorsitzender des Edith-Stein-Kreises, und der Vereinsschatzmeisterin Elke Lahmann an Marlies Schügl, Vorsitzende des Fördervereins, überreicht. Schügls Familie ist seit Kinder- und Jugendtagen eng mit Thomas Buergenthal befreundet, der Kontakt blieb über die Jahre innig. Über den Preisträger sagt Heiner J. Willen: „Thomas Buergenthal ist ein wahrhaft gelehrter Mensch, der Bücher liebt und selber geschrieben hat – nicht nur Fachbücher, sondern auch seine viel gelesene Autobiographie ‚Ein Glückskind‘.“
Sozial- und Kulturdezernentin Petra Broistedt der Stadt Göttingen war bei der Scheckübergabe dabei und betont: „Die Stadt Göttingen teilt eine tiefe Verbundenheit mit Thomas Buergenthal, einem der jüngsten Überlebenden von Auschwitz, der sich trotz des Unrechts und Leids, das ihm und seiner Familie im Nationalsozialismus widerfahren ist, sein Leben lang für Aussöhnung und Gerechtigkeit eingesetzt hat. Er ist ein würdiger Preisträger des Edith-Stein-Preises 2019. Die Stadt Göttingen ist ihm zutiefst dankbar, dass er diesen Preis der Stadtbibliothek gespendet hat.“
Der Preisträger
Buergenthal ist einer der letzten Zeitzeugen des Holocaust und der vermutlich jüngste Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz: Er überlebte mit gerade einmal zehn Jahren den Marsch durch klirrende Winterkälte ins Konzentrationslager Sachsenhausen, verlor Vater, Großeltern sowie Tante und Onkel.
Geboren am 11. Mai 1934 in Lubochna, Tschechoslowakei, als Sohn einer Göttinger Mutter und eines aus Galizien stammenden Vaters begann seine Flucht vor den Antisemiten und Nazis als Vierjähriger im Jahre 1938. Mit seinen Eltern wurde er im August 1944 in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und überlebte. Seine Geschichte erzählt er in seiner Autobiographie „Ein Glückskind. Wie ein kleiner Junge zwei Ghettos, Ausschwitz und den Todesmarsch überlebte und ein zweites Leben fand“ Frankfurt/M. 2007. Nach seiner Schulzeit in Göttingen wanderte er in die USA aus und wurde Jurist.
In seiner Arbeit als Professor, als Mitglied einer Wahrheitskommission und als Richter, sowie als Autor standen und stehen die Menschenrechte im Zentrum seiner Arbeit. Seinen unermüdlichen, engagierten Kampf um die Würde des Menschen und die Implementierung und Verteidigung ihrer/seiner Rechte auf allen Kontinenten würdigt der Edith-Stein-Kreis mit dem Göttinger Edith-Stein-Preis 2019. Thomas Buergenthal, der Edith Stein als „eine ganz besondere Heldin des Kampfes für die Wahrung der Menschenrechte“ bewundert, hat mit seinem hohen Engagement über staatliche Grenzen hinweg das Menschenrecht als allen Menschen zustehendes, universelles und unveräußerliches Recht zur Geltung verholfen, und zwar bewusst als Jurist.
Der Edith-Stein-Preis
Der Edith-Stein-Preis erinnert an das Wirken der Heiligen Edith Stein, die von 1913 bis 1916 in Göttingen lebte, vom Judentum zum Katholizismus konvertierte und 1942 in Auschwitz durch die Nationalsozialisten ermordet wurde. Seit 1995 ehrt dieser Preis – bestehend aus einer Medaille und einem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, das in Absprache mit der oder dem Geehrten einer Einrichtung gespendet werden soll – Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen, die sich durch Grenzüberschreitungen in ihrem sozialen, politischen und gesellschaftlichen Engagement ausgezeichnet haben.
Stadt Göttingen / Referat für Öffentlichkeitsarbeit