Gefängnisseelsorge in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf
© Pambieni / pixelio.de
In der JVA Rosdorf sind ca. 300 männliche Gefangene und Sicherungsverwahrte, auch aus Göttingen und Umgebung, untergebracht.
Hier arbeiten wir als christliche Gefängnisseelsorger, um auch unter den Bedingungen des Freiheitsentzugs den Glauben an Gott zu bezeugen.
Warum sollte Kirche sich um Menschen im Gefängnis kümmern?
Jesus von Nazareth würde vielleicht so antworten:
- "Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen." (Matthäusevangelium 25,36)
- "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben." (Johannesevangelium 10,10)
- "Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen." (Hebräerbrief 13,3)
Das tun wir für die Gefangenen
- Wir nehmen uns Zeit zum Gespräch in einem Raum von Vertraulichkeit und Verschwiegenheit.
- Wir feiern mit den Gefangenen Gottesdienst. Wir sprechen mit ihnen über das Leben und über den Glauben. Wir beten und Lesen gemeinsam in der Hl. Schrift.
- So leben wir "Kirche" mit Menschen, die bisher zumeist eher wenig Kontakt zu Kirche hatten – unabhängig von ihrer Konfessions- und Religionszugehörigkeit oder ihrer weltanschaulichen Orientierung.
- Oft stößt unser Bemühen an Grenzen. Manchmal ist es nur möglich, mit den Gefangenen Verzweiflung und Ausweglosigkeit auszuhalten und sie vor Gott zu tragen.
- Wir fördern kulturelle Aktivitäten, zum Beispiel durch kunsttherapeutische oder musikalische Gruppenangebote.
- Wir begleiten und unterstützen Inhaftierte bei ihrer Frage nach einem Sinn, bei der Auseinandersetzung mit ihrer Schuld und beim Bedenken der Zukunft.
- Wir stehen ein für die Würde des Menschen als Geschöpf Gottes, die gleichermaßen Bestand hat, ob ein Mensch Schuld auf sich geladen hat oder nicht.
Das tun wir für Angehörige von Gefangenen
- Wir unterstützen familäre und soziale Kontakte, weil tragfähige Beziehungen außerhalb des Gefängnisses wichtige Voraussetzungen für eine gelingende Resozialisierung sind.
- Wir vermitteln Begegnungen von Gefangenen mit ihren (Ehe-)Partnern und Kindern und versuchen zu helfen, wenn Beziehungen in die Krise geraten.
- Angehörige von Gefangenen erleben sich oft ausgegrenzt und von ihrem sozialen Umfeld gleichsam mitbestraft. Hier bieten wir Hilfe an und vermitteln sie.
Das tun wir für die Bediensteten im Justizvollzug
- Wir unterstützen den Justizvollzug in der Wahrnehmung seines gesellschaftlichen Auftrags, Straftäter zu resozialisieren und Sicherheit zu schaffen. Dabei begleiten wir den Vollzugsalltag kritisch-konstruktiv und fördern ethische Diskurse.
- Bedienstete im Strafvollzug erfüllen eine schwere und spannungsvolle Aufgabe. Wir sind ansprechbar für ihre beruflichen oder auch privaten Sorgen und Nöte.
- Wir arbeiten mit allen Diensten in der JVA zusammen und stehen, wenn gewünscht, bei anstehenden Entscheidungen beratend zur Verfügung.
Das tun wir für Kirche und Gesellschaft
- Wir leisten einen Beitrag zum sozialen Frieden, indem wir Gefangene und Sicherungsverwahrte in ihrer Auseinandersetzung mit Straftaten und ihren Folgen begleiten.
- Wir besuchen Kirchengemeinden, Schulen und andere Institutionen, um von unseren Erfahrungen in der Seelsorge zu erzählen und zum Nachdenken anzuregen.
- Wir fördern die kritische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Phänomen der Kriminalität und tragen bei zu einem differenzierten Umgang mit Schuld und Strafe, Resozialisierung und Versöhnung.
- Wir sensibilisieren Kirchengemeinden und einzelne Christen für den Justizvollzug, für die straffällig gewordene Menschen und ihre Angehörigen. Wir treten ein für Bereitschaft zu Versöhnung und Vergebung.
- Wir kooperieren mit kirchlichen Einrichtungen außerhalb der Gefängnismauern, insbesondere mit der Caritas. Zudem ermöglicht beispielsweise die Zusammenarbeit mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatung oder ancora im Göttinger Michaelsviertel die qualifizierte Unterstützung von Angehörigen der Strafgefangenen.
- Wir arbeiten in ökumenischer Verbundenheit.
- Wir vertreten die Kirche im säkularen Raum und erfahren dabei große Akzeptanz und Bereitschaft zur Kooperation seitens der staatlichen Institutionen.
Das können Sie tun
- Sie interessieren sich für unsere Arbeit?
- Sie überlegen, wie Sie uns materiell oder finanziell unterstützen können?
- Sie denken über eine ehrenamtliche Mitarbeit nach.
Wir freuen uns sehr darüber und nennen hier nur einige Möglichkeiten:
- Wir kommen in Ihre Gruppe, Ihren Kreis, Ihre Gemeinde zu einem Vortrag oder einem Gesprächsabend, z. B. zum Thema „Warum soll es bösen Menschen gut gehen?“
- Sie haben einen ausrangierten kleinen Fernseher (im Gefängnis zugelassene Bildschirmdiagonale bis 47 cm) übrig.
- Wenn Sie Bücher entbehren können: Ausländische Literatur ist in der hausinternen kleinen Bücherei Mangelware.
Sie sind offen für eine besondere Art von Beziehung und wollen sich einer nicht alltäglichen Herausforderung stellen. Dann sind Sie uns als Ehrenamtliche/r willkommen
- in der Arbeit mit Gruppen
- als so genannter „Einzelfallhelfer“ – dann pflegen Sie Kontakt mit einem einzelnen Gefangenen
Sie sind musikalisch und möchten anderen Freude an der Musik vermitteln.
- Wir wollen eine Band aufbauen.
- Wir suchen Pianisten, Organisten, Gitarristen für die musikalische Begleitung unserer Sonntagsgottesdienste.
- Ein Kirchen-„Chor der Gefangenen“ könnte gegründet werden. Leider fehlt allerdings bisher ein/e Dirigent/in.
Auch wenn Sie noch nicht genau wissen, was – wann – wie – und ob überhaupt, nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Im Gespräch lässt sich klären, was Sie gegebenenfalls erwartet, was für Sie passt und was sinnvoll ist.
Ansprechpartner
Justizvollzugsanstalt Rosdorf
Am Großen Sieke 8
37124 Rosdorf
Stefan Manzeck
Telefon: 0551 99733-279
E-Mail: stefan.manzeck@justiz.niedersachsen.de; stefan.manzeck(ät)bistum-hildesheim.net