Aufkreuzen!

Katholiken wählen im November neue Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände

Göttingen (kpg) – Am 6. und 7. November 2010 sind die Katholiken des Bistums Hildesheim zur Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahl in ihrer Pfarrei aufgerufen. Auch in den fünf Pfarreien des Dekanates Göttingen – St. Michael, St. Godehard, St. Paulus und Maria Frieden in Göttingen sowie St. Elisabeth in Hann.Münden – wird an diesem Wochenende gewählt. Insgesamt stellen sich im Dekanat 80 Männer und Frauen für die Pfarrgemeinderäte und 61 Männer und Frauen für die Kirchenvorstände zur Wahl. Im Dekanat Göttingen leben etwa 28 000 Katholiken.

Dechant Bernd Langer ist erfreut, dass sich so viele Kandidaten und Kandidatinnen gefunden haben. Das sei nicht selbstverständlich, vor allem vor dem Hintergrund leerer Kassen und der vergangenen Gemeindefusionen. „Natürlich ist es schwierig, denn die Gremien haben eine große Verantwortung. Für die Kirchenvorstände ist es eine große Aufgabe zu überlegen: Wie können wir das strukturelle Haushaltsdefizit verkleinern, damit wir nicht irgendwann insolvent sind? Und für den Pfarrgemeinderat ist es eine große Aufgabe zu überlegen: Wie kriegen wir in den fusionierten Gemeinden die Kommunikation zwischen den einzelnen Kirchorten hin?“ Denn durch die Fusionen in den vergangenen Jahren – so gehören zur Pfarrei St. Godehard mittlerweile vier Kirchorte von Grone bis Adelebsen, zur Pfarrei St. Paulus drei Kirchorte vom Göttinger Zentrum über Weende bis Bovenden – sei das klassische Gemeindebild zunehmend ins Wanken geraten. Im Dekanat Göttingen gibt es deshalb eine Quotierung. Jeder Kirchort bekommt eine bestimmte Anzahl von Plätzen in den einzelnen Gremien. „So merken gerade die kleineren Orte, dass sie sich nicht nur wie ein Tropfen im Ozean der großen Gemeinden fühlen, sondern dass ihre Anliegen durch ihre Vertreter in die Gremien eingebracht werden“, so Langer.
Darüber hinaus spiele natürlich auch der Zeitaufwand bei der Entscheidung zu kandidieren eine wichtige Rolle für die Männer und Frauen, die allesamt ehrenamtlich in den Gremien tätig sind. „Manche Vorstände tagen nur zwei Mal im Jahr, andere Pfarrgemeinderäte sechs Mal – und dazu kommt dann natürlich noch die Arbeit zwischen den Sitzungen“, so Langer.

Der Zeitaufwand schreckt Lina Herr nicht. Sie gehört zu den jüngsten Kandidaten bei dieser Wahl. Die 22-jährige Soziologiestudentin möchte sich erstmals in den Pfarrgemeinderat der Citykirche St. Michael wählen lassen. „Ich möchte mich aktiv für die Jugendlichen in unserer Gemeinde einsetzen. Ich finde, dass die Jugendlichen auch eine junge Kontaktperson im Pfarrgemeinderat brauchen, nicht nur Leute, die über 60 sind“, sagt Lina, die bereits Erfahrungen in der katholischen Jugendarbeit gesammelt hat. Dass Kirche für junge Menschen unattraktiv ist, kann sie nicht nachvollziehen: „In der Schule und in der Gesellschaft wird vor allem Leistung gefordert. Und ich finde, die Kirche bietet da ein gutes Kontrastprogramm: Hier zähle ich als Mensch und nicht, was ich geleistet habe. Und ich lerne soziales Miteinander – und das finde ich eine sehr wichtige Komponente.“

Ein „alter Hase“ im Gremiengeschäft ist dagegen Wolfgang Ott, Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Maria Frieden im Göttinger Stadtteil Geismar. 16 Jahre lang engagiert er sich bereits ehrenamtlich, im November stellt er sich erneut zur Wahl. „Es macht mir einfach Freude. Und ich denke, es ist wichtig, dass man sich in einer Zeit, in der sich die Kirche schwerpunktmäßig mit Sparmaßnahmen, Kirchenschließungen, Priestermangel und Kirchenaustritten beschäftigt, von der pessimistischen Grundstimmung nicht anstecken lässt, sondern sich statt dessen dem Aufbau zuwendet und vor Ort im Pfarrgemeinderat mitarbeitet.“ Und noch etwas ist ihm wichtig: „Ich will mithelfen, den Pfarrer so zu entlasten, dass er sich primär um die Seelsorge kümmern kann, denn durch Gemeindefusionen und fehlendes Seelsorgepersonal ist er bis an die Grenze belastet.“ Wie Ott denken in Maria Frieden viele: In der Pfarrei haben sich 18 Kandidatinnen und Kandidaten allein für den Pfarrgemeinderat gefunden.

Jetzt hofft Dechant Bernd Langer nur noch auf eine hohe Wahlbeteiligung, „damit die gewählten Vertreter auch positiv den Eindruck haben können, dass sie getragen werden und nicht nur Sprachrohr Vereinzelter sind“.


Hinweis:
Zur Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahl am 6. und 7. November 2010 sind alle Gemeindemitglieder aufgerufen, die am Wahltag mindestens 16 Jahre alt sind. Üblicherweise besteht nach jedem Gemeindegottesdienst an diesem Wochenende die Möglichkeit zur Stimmabgabe. Wo genau gewählt wird – im Pfarrbüro, im Pfarrzentrum oder auch in einem Nebenraum der Kirche – ist Sache der jeweiligen Gemeinde. Auch Briefwahl ist möglich. Anträge auf Ausstellung eines Wahlscheins sind in den jeweiligen Pfarrbüros erhältlich.

Der Pfarrgemeinderat ist ein Gremium in einer katholischen Kirchengemeinde. Gemeinsam mit dem Pfarrer kümmert er sich um das Leben und Wirken in der Gemeinde. Er bestimmt mit, welche Pläne in der Pfarrei verwirklicht und welche Ziele angestrebt werden. Nicht in seine Zuständigkeit fällt die Vermögensverwaltung. Für sie ist der Kirchenvorstand einer Gemeinde zuständig. Die Größe des Pfarrgemeinderates orientiert sich an der Größe der Pfarrei. Die Mitglieder von Rat und Vorstand werden für vier Jahre gewählt.

Mehr zu den Wahlen auch im Internet: http://www.aufkreuzen.de/