Caritas weist Kritik des Spitzenverbandes der gesetzlichen Kassen zurück
Keine gute Pflege ohne gute Rahmenbedingungen
Hildesheim (cph). Die Caritas in der Diözese Hildesheim weist die Kritik des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen an den freiheitsentziehenden Maßnahmen im 3. Pflege-Qualitätsbericht zurück. "Unser Ziel ist es immer, Fixierung von Bewohnern zu vermeiden," erklärt Franz-Josef Hollemann, Referent für Altenhilfe im Caritasverband für die Diözese Hildesheim.
Wenn sie doch erfolge, dann diene sie seinem Schutz. Reduzieren lasse sich die Zahl der "freiheitsentziehenden Maßnahmen" nur mit mehr Pflegepersonal. Aber dann müsse die Gesellschaft bereit sein, die höheren Kosten für bessere Rahmenbedingungen zu tragen. "Pflege braucht Menschen, die sie leisten", stellt Eva-Maria Güthoff klar. „Wir haben nicht die Zeit, jemanden zusätzlich neben die oder den zu Pflegenden zu stellen. Die hat man im Übrigen bei der Pflege zuhause auch nicht.“ Die Göttinger Pflegedienstleiterin arbeitet in einem der sechs Altenpflegeheime der Stiftung katholische Altenhilfe im Bistum Hildesheim. Die Qualitätsverbesserung, die die Kassen auch feststellen, sei "Verdienst der Pflegenden und nicht der immer ausgedehnteren Prüfungen". Sie arbeiteten täglich daran, die Betreuung der alten Menschen zu verbessern. Die ständige Kritik an ihrer Arbeit "degradiert die guten Leistungen von hoch motivierten Mitarbeitern," so Güthoff.
Der Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers sei ein "fachlich anspruchsvoller und schöner Beruf", sagt Güthoff. Die Motivation der Pflegenden sei die Zufriedenheit der Bewohner, die in Befragungen durchgehend hoch sei. Behindert würden sie in ihrer Arbeit durch die schlechten Rahmenbedingungen. Dass immer weniger Zeit für die direkte Pflege von Bewohnern zur Verfügung stehe, liege neben engen finanziellen Vorgaben auch an den immer höheren Anforderungen an die Dokumentation.
Eine Gefahr sieht Güthoff darin, wenn durch die ständige Kritik junge Menschen abgeschreckt werden, sich für den Pflegeberuf zu interessieren. Das erreichte Qualitätsniveau zu halten und weiter zu verbessern werde nur gelingen, "wenn mehr von ihnen dafür begeistert werden können", erklärt Güthoff. „Sachlich unberechtigte öffentliche Äußerungen bewirken einen erheblichen Flurschaden.“
Abschreckung von Interessenten für den Pflegeberuf sieht Franz-Josef Hollemann gerade auch beim Vorwurf der Freiheitsentziehung. Die Pflegemitarbeiter trügen die Verantwortung dafür, dass dem Bewohner nichts zustoße. Sie könnten aber nicht ununterbrochen neben ihnen stehen. In Absprache mit den Angehörigen und "soweit noch möglich mit dem Bewohner selbst werde über eine Fixierung entschieden und dafür die notwendige gerichtliche Genehmigung erwirkt", sagt Hollemann.