Bonifatiusschule I muss in der Innenstadt bleiben!
Dechant Wigbert Schwarze und Pfarrer Ludger Joos SJ schreiben offenen Brief an die Politik.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Köhler,
sehr geehrte Rätinnen und Räte der Stadt Göttingen,
die Pläne der Stadt, die Bonifatiusgrundschule aus dem Zentrum zu entfernen, beunruhigen uns sehr. Sowohl die Lage als auch der Charakter als zweizügige Schule sind wesentliche Voraussetzungen für die besondere Akzeptanz und Nachfrage dieser Schule bei Kindern und Eltern. An der „Boni I“ werden derzeit 145 Grundschüler beschult, von denen die Hälfte in der unmittelbaren Nähe der Schule wohnt. Die nächste Innenstadtgrundschule platzt aus allen Nähten. Was ist also der Grund, die Bonifatiusschule I von ihrem zentralen Standort zu entfernen?
Als das Thema vor zwei Jahren schon einmal diskutiert wurde, argumentierte die Stadtverwaltung mit den beengten Raumverhältnissen. Dabei hat die Boni I seit den 70er- Jahren an ihrem jetzigen Standort sehr gut funktioniert. Da die Schule übersichtlich ist und das Kollegium sehr gut harmoniert, konnte die Schule zwischenzeitlich sogar als Ganztagsschule mit Mensa in Betrieb genommen werden. Vieles ist möglich, wo das Engagement stimmt. Die Stadt sollte das anerkennen und unterstützen. Leider sehen wir seit einigen Jahren eine andere Entwicklung:
Als vor einigen Jahren aufgrund neuerer Brandschutzauflagen ein zweiter Fluchtweg notwendig wurde, hat die Stadt nur sehr halbherzig in eine billige Außentreppe aus Baugerüsten investiert. Inzwischen hat die Stadt sich dafür selbst die Betriebserlaubnis entzogen. Aber anstatt jetzt eine ordentliche Fluchttreppe zu bauen, wie dies z.B. am Theodor-Heuss-Gymnasium geschehen ist, wurde entschieden, das ganze Dachgeschoss mit zwei wundervollen Klassenzimmern zu sperren. Auch das erste Obergeschoss mit weiteren sehr schönen Klassenzimmern sollte schon im jetzt laufenden Schuljahr nicht mehr benutzt werden. Der Behörde war plötzlich aufgefallen, dass die Haupttreppe aus Holz ist. Eine brandschutztechnische Ertüchtigung des Treppenhauses ist nicht geplant. Stattdessen legt die Stadt lieber zwei Stockwerke still und plant einen Neubau in den Garten, der nun nicht finanzierbar sein soll.
Wenn die Stadt an einer Verlegung der Boni I festhalten will, fordern wir Sie als politische Verantwortungsträger auf, zumindest einen ähnlich geeigneten Ort im Zentrum zu finden, an dem diese Grundschule mit ihrem besonderen, auch religiösen Bildungsauftrag beheimatet werden kann.
Angesichts einer zunehmenden Pluralität religiöser Kulturen in Göttingen brauchen wir solche Orte religiösen Lebens und Lernens. Wir begrüßen die Anstrengungen der Kulturdezernentin, religiöse Traditionen in Stadt und Landkreis miteinander ins Gespräch zu bringen, um die Integrationsleistung der verschiedenen Religionen anzuregen. Es ist unübersehbar, dass die christlichen Kirchen bereits seit Jahrzehnten einen entschiedenen Beitrag leisten, damit es diesen interreligiösen Dialog geben kann. Die religiös geprägten Grundschulen legen dabei einen Grundstein für die notwendige interreligiöse Sprachfähigkeit.
Wir bitten deshalb Sie als Oberbürgermeister sowie Rätinnen und Räte der Stadt, mit uns über die Zukunft der Bonifatiusschule I neu ins Gespräch zu kommen.
Mit freundlichem Gruß
Wigbert Schwarze, Dechant
Ludger Joss SJ, Citykirche Sankt Michael