Edith-Stein-Preis 2011 geht an Rabbiner Brandt
Göttingen (KNA) Henry G. Brandt (83), früherer Landesrabbiner, erhält den Edith-Stein-Preis 2011. Damit werde sein herausragendes Engagement im interreligiösen Dialog vor allem mit Christen, aber auch Muslimen gewürdigt, sagte der Vorsitzende des Edith-Stein-Kreises, Heiner Willen, am Donnerstag in Göttingen. «Rabbiner Brandt hat daran mitgewirkt, die Grenzen, die Religionen über Jahrhunderte aufgebaut haben, zu überschreiten und sich als Brückenbauer in hervorragender Weise ausgezeichnet und bewährt.» Dass erstmals ein Jude mit dem Preis geehrt werden könne, sei ein besonders erfreuliches Zeichen für das Miteinander von Juden und Christen in Deutschland, so Willen.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird am 30. Oktober im Alten Rathaus in Göttingen verliehen. Die Laudatio hält der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff. Die Auszeichnung wird seit 1995 alle zwei Jahre an Personen und Institutionen verliehen, die sich in herausragender Weise über nationale, konfessionelle und religiöse Grenzen hinweg engagieren.
Brandt wurde am 25. September 1927 in München geboren. 1939 floh er mit seiner Familie nach Palästina. Nach dem Militärdienst in Israel studierte er in Belfast Wirtschaftswissenschaften. Sein Rabbinerdiplom erwarb Brandt 1961 am Londoner Leo-Baeck-College und leitete anschließend die jüdische Gemeinden in Leeds, Genf, Zürich und Göteborg. Von 1983 bis 1995 war er Landesrabbiner in Niedersachen, von 1995 bis 2005 Landesrabbiner von Westfalen-Lippe. Inzwischen lebt Brandt, der unter anderem auch Mitglied des Gesprächskreises Juden und Christen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, in Augsburg.