Edith-Stein-Preis 2023 an Sr. Philippa Rath OSB
Abtei St. Hildegard, Rüdesheim-Eibingen
Sr. Philippa „geht es um reale Menschen und ihre Erfahrungen“, betont Prof. Dr. Julia Knop in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung. Ihr geht es nicht um dogmatische Fragen oder um Zuständigkeiten in Rom. Sie hat das Leid, die Enttäuschungen katholischer Frauen, denen der Zugang zum Diakonat und zum Priestertum verwehrt wird, in ihrem Buch „Weil Gott es so will“ dokumentiert.
In ihrem Aufsatz im Buch „Selbstverlust und Gottentfremdung“ legt sie das Leid spirituell missbrauchter Frauen dar, „die erniedrigt wurden und nicht mehr aufrecht gehen konnten, die unterdrückt waren und manipuliert, innerlich vergewaltigt und unterworfen“.
Julia Knop, die Laudatorin, erlebt Sr. Philippa „als eine inspirierende, geradlinige Frau, deren Hoffnung unendlich ist – die aber nicht auf den Sankt Nimmerleinstag wartet. Deren Hoffnung nicht nur unendlich, sondern auch ungeduldig ist“. Sie konstatiert: „Du validierst deine Hoffnung durch unerschrockenes, im besten Sinne unerbittliches und tatkräftiges Engagement“.
Dieser „inspirierenden, gradlinigen Frau“ (so Knop), die als Ordensschwester in der Benediktinerinnen-Abtei St. Hildegard lebt und arbeitet, wurde am 26. November 2023 im Saal des Alten Göttinger Rathauses der Edith-Stein-Preis verliehen. Der Göttinger Edith-Stein-Kreis würdigt damit das große Engagement von Sr. Philippa für die Rechte der Frauen in der katholischen Kirche und in der Gesellschaft, das sie als Delegierte im Synodalen Weg und jetzt auch als Mitglied im Synodalen Ausschuss, als Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie in drei Publikationen (2021, 2022 und 2023) bundesweit unter Beweis gestellt hat. Sie steht damit in einer Linie mit Edith Stein, die sich in ihrem Leben ebenfalls als Kämpferin für die Rechte der Frauen - innerhalb und außerhalb der Kirche - verdient gemacht hat.
Vor mehr als 150 Teilnehmenden bekam Sr. Philippa mit herzlichem, langen Applaus die Verleihungsurkunde, ein Bronzebild Edith Steins und 5.000 € Preisgeld überreicht.
Die feierliche Preisverleihung wurde musikalisch von Friederike Merkel und Babett Niclas, dem Duo L’Oro aus Leipzig, wunderbar mitgestaltet. Neben Frau Knop waren Prof. Dr. Heinrich Detering, stellvertr. Vorsitzender des Edith-Stein-Kreises e.V., sowie die Göttinger Sozialdezernentin Anja Krause mit Wortbeiträgen beteiligt.
Sr. Philippa Rath OSB nahm den Preis „stellvertretend für alle“ entgegen, "die sich heute in der Frauenbewegung in Kirche und Gesellschaft engagieren“. Sie ist überzeugt, „dass Grenzüberschreitungen notwendig sind, nicht nur um Neues zu lernen und Neues zu erfahren, sondern um vorzudringen in die Offenheit und Weite des göttlichen Heilsplans“ und fährt fort: „Auch die Frauen und Männer, die sich heute mit mir zusammen dafür einsetzen, Kirche und das Amt in ihr neu zu denken, möchten Grenzen überschreiten. Grenzen vor allem, die die zugeschriebenen Geschlechterrollen setzen, Grenzen, die die Teilhabe aller an Ämtern und Diensten in der Kirche verhindern, Grenzen auch, die Macht- und Einflusssphären zementieren und Berufungen, Kompetenzen und Charismen von Frauen nicht oder nur unzureichend wahrnehmen und anerkennen.“
Sr. Philippa ist aus Sicht des Edith-Stein-Kreises e.V. und aus der Sicht der Teilnehmenden an der Preisverleihung eine -bei Gott- inspirierende, gradlinige Frau.
Heiner J. Willen
Vors. des Edith-Stein-Kreises e.V.