EINDRÜCKLICHER PAPST, NACHDENKLICHES PUBLIKUM

 „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ heißt der Dokumentarfilm von Wim Wenders, der am gestrigen Donnerstag im Lumiere gezeigt wurde. Eingeladen hatte dazu die khg: Göttingen, die zudem im Anschluss an den Film eine Podiumsdiskussion organisiert hatte.

„Ein anstrengender Film“ bemerkte eine Besucherin in der Diskussion – und sie hat recht. Den Zuschauern im voll besetzten Kinosaal wurde vom Dokumentarfilmer Wim Wenders einiges zugemutet. Wenn der Papst den Vatikan verlässt, dann begibt er sich oft an die Ränder der Gesellschaft und besucht Krankenhäuser, Gefängnisse und Armenviertel in der ganzen Welt. Der Film nimmt den Zuschauer mit an all diese Orte und zeigt schonungslos so manches Elend. In den direkten Ansprachen des Papstes an das Filmpublikum legt er dann nochmals deutlich „den Finger in die Wunden“ – sei es beim Thema Umweltverschmutzung, dem ungerechten und ausbeuterischen Wirtschaftssystem oder der je eigenen Verantwortung für die Missstände in der Welt. Doch auch zu den Krisen und Abgründe in der Institution Kirche nimmt der Papst Stellung – z.B. in der so bekannt gewordenen Weihnachtsansprache zu den kurialen Krankheiten oder zum Thema Missbrauch. Gleichzeitig werden die unermüdlichen Anstrengungen des Papstes für den Dialog zwischen den Religionen und um Frieden in der Welt deutlich. 

Das Podium im Anschluss wurde vom Leiter der khg: Göttingen Peter-Paul König moderiert. Er, aber auch das Publikum hatten die Möglichkeit, Frau Ingrid Stampa, Pastorin Dr. Eva Jain und Pater Hans-Martin Rieder SJ zu befragen. Frau Ingrid Stampa hat lange Jahre im Vatikan und für verschiedene Päpste gearbeitet, zuletzt hat sie unter anderem die Enzykliken von Papst Franziskus übersetzt. Ihre Kenntnisse über die Abläufe des Vatikans und auch über die bestehende Opposition gegen Franziskus und seine Reformbemühungen hat dem Publikum einen seltenen und spannenden Einblick hinter die Mauern des Vatikans ermöglicht. Geschwisterlich von außen hat die evangelische ESG-Pastorin Eva Jain auf den Papst geblickt. Der Pathos des Films wäre ihr eigentlich zu viel, bekannte Jain und traf damit die Stimmung von einigen im Saal, doch die Persönlichkeit des Papstes und die Fokussierung auf die Menschen, die er besucht, haben sie dann doch sehr zum Nachdenken gebracht. Jesuitenpater Rieder konnte insbesondere zu den ignatianischen und jesuitischen Wurzeln des Papstes – der selbst aus dem Orden der Jesuiten stammt – Auskunft geben.

Einig war sich das Podium in der Abschlussrunde, dass sich Dinge nur zum Bessern hin wenden, wenn jeder einzelne bei sich anfängt. Das gilt auch bei Institutionen, die schlussendlich doch von Menschen geprägt werden. So endete dieser Abend mit einer selbstkritischen Erzählung von Peter-Paul König mit dem Schluss, dass es nichts helfe, sich den Franziskus-Film anzuschauen und dann aber doch nicht danach zu handeln, nur, weil die Hektik des Alltags bewältigt werden müsse.