Fragen und Antworten zur Situation im Kirchort St. Norbert
Information von Pfarrer Wigbert Schwarze
Pfarrer Wigbert Schwarze beantwortet Fragen zur Situation im Kirchort St. Norbert; Stand 10.06.2022/18.07.2022
Liebe Schwestern und Brüder,
im Kirchort St. Norbert in Friedland haben wir aktuell eine schwierige Situation, weil es im Kirchort und mit der Pfarrei Konflikte gibt.
Was ist passiert?
Aus dem Tabernakel der St.-Norbert-Kirche in Friedland ist im Vorfeld einer für Mittwoch, den 09.03.2022, geplanten eucharistischen Andacht die Zeigehostie verschwunden. Bei einer gewandelten Hostie handelt es sich um eine kleine Brotscheibe, in der nach katholischem Glauben der auferstandene Herr Jesus Christus gegenwärtig ist.
Dieser Vorfall konnte mit all jenen, die einen Zugang zum Tabernakel haben, nicht geklärt werden. Die Gottesdienstbeauftragte, die die eucharistische Andacht vorbereitet und geleitet hat, war zu diesem Zeitpunkt auch Sprecherin des dortigen Gemeindeleitungsteams. Sie hat ihr Amt niedergelegt, weil es in Bezug auf das Verschwinden der Hostie Meinungsverschiedenheiten mit den drei weiteren Mitgliedern des Gemeindeleitungsteams gegeben hat.
Diakon Martin Wirth hat nach Rücksprache mit der Bistumsleitung am Ende der Eucharistiefeier am Sonntag, dem 03.04.2022, die Gemeinde aufgefordert, bei der Aufklärung des Vorfalls mitzuwirken. Dabei kam es zu öffentlichen Beschimpfungen des Diakons und der Gottesdienstbeauftragten. Eine Woche später traf ein anonymes Bekennerschreiben ein, in dem es heißt, dass die Hostie vor der Profanierung geschützt werden solle. Ein derartiges Vorgehen, um die Hostie zu „schützen“, lässt sich liturgisch nicht begründen. Dass auch beauftragte Laien – Frauen und Männer – das Allerheiligste (das gewandelte Brot) zur Anbetung in einem Zeigegefäß (Monstranz) auf den Altar stellen können, ist erlaubt und darf praktiziert werden. Offenbar ist dies aber nicht allen Katholikinnen und Katholiken bekannt gewesen, was Irritationen ausgelöst hat.
Was wurde seitens der Pfarrei unternommen, um die Situation zu lösen?
Am Donnerstag, dem 12.05.2022, lud Pfarrer Wigbert Schwarze zu einer Sondersitzung des Pastoralrats (Leitungsgremium der Pfarrei) ein und informierte gemeinsam mit Diakon Wirth über die Situation in Friedland. Um den Konflikt zu beruhigen, wurden folgende Maßnahmen vom Pastoralrat beschlossen:
Der St.-Norbert-Gemeinde wird eine dreimonatige Sabbatzeit bis zum 31.08.2022 verordnet. In dieser Zeit finden ausschließlich Gottesdienste am Sonntag statt. Die Kirche St. Norbert bleibt geöffnet. Die Sabbatzeit soll für alle vom aktuellen Konflikt Betroffenen als eine Zeit der Beruhigung und der Besinnung genutzt werden.
Die Pfarreileitung hat aufgrund des Konfliktes das ehrenamtliche Gemeindeleitungsteam St. Norbert mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Mit den freigestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden Gespräche geführt. Die Irritationen wurden in den Gesprächen komplett ausgeräumt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind rehabilitiert und mit sofortiger Wirkung zurück im kirchlichen Dienst. Während der Sabbatzeit soll aber nach einer guten Lösung für alle Beteiligten gesucht werden.
Diese Beschlüsse hat Pfarrer Wigbert Schwarze während einer Gemeindeversammlung am Montag, 23. Mai 2022, in der St.-Norbert-Kirche mitgeteilt. An dieser Versammlung nahmen ca. 60 Personen teil. An diesem Abend erläuterte Dekanatsreferent Ricardo Wickert außerdem die aktuelle Situation am Kirchort in Friedland.
Warum wird der Priester vor Ort Friedland verlassen?
Pater Tomasz ist Pfarrer der polnischen Mission in den Dekanaten Göttingen und Nörten-Osterode. Zusätzlich hat er den Auftrag, seelsorgerisch in der Pfarrei Maria Königin des Friedens mitzuwirken. Er ist also nicht Pfarrer der St.-Norbert-Gemeinde in Friedland, auch wenn er von vielen Gemeindegliedern so gesehen und erfahren wird. Er soll zukünftig im überpfarrlichen pastoralen Team der vier Göttinger Pfarreien mitwirken.
Hinzu kommt, dass im Zuge der Planungen für den Neubau einer Kita in Friedland die Nutzung aller Gebäude der Pfarrei neu geordnet wird. So soll unabhängig vom aktuellen Konflikt das Pfarrhaus der Caritas Friedland zur Verfügung gestellt werden. Dieses Haus liegt an dem Fußweg, der die beiden Teile des Grenzdurchgangslagers miteinander verbindet und ist damit ein idealer Ort für die Beratungsstelle.
Was wird jetzt konkret unternommen?
Während der Sabbatzeit wird Pfarrer Wigbert Schwarze mit den am Konflikt Beteiligten Einzelgespräche führen. Zusätzlich wird zeitnah ein Mediationsprozess gestartet mit dem Ziel die Meinungsverschiedenheiten beizulegen. Ein Konzept dazu wird gerade erarbeitet.
Welche Auswirkungen hat die Situation auf die Zukunft des Kirchortes St. Norbert in Friedland?
Die Bedeutung der St.-Norbert Kirche in Friedland resultiert aus der unmittelbaren Nachbarschaft zum Lager Friedland mit der Caritasstelle. Es gibt eine enge Kooperation mit dem Museum Friedland, welches die Geschichte des Lagers zum Inhalt hat und die Kirche auch als Veranstaltungs- und Ausstellungsort nutzt. Die Kirche ist auch eine wichtige Station auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda. Die Pfarrei Maria Königin des Friedens betreibt am Kirchort St. Norbert eine Kita.
Aus diesen Gründen gibt es keine Bestrebungen, die Kirche zu schließen.
Welche Auswirkungen hat die gegenwärtige Situation auf die Zukunft des Neubauprojektes Katholische Kindertagesstätte St. Norbert?
Das Neubauprojekt der Kita ist vom aktuellen Konflikt nicht betroffen.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse an unserem Kirchort, unserer Pfarrei und auch unserem Glauben. Ich bin mir sicher, dass sich die derzeit verfahrene Situation zum Wohle unseres Kirchortes St. Norbert, unserer Gemeindemitglieder und aller mit uns verbundenen Menschen lösen lässt. Ich bin dazu bereit. Für das Gelingen setze ich meine ganze Kraft und mein Gebet ein.
Ihr Pfarrer Wigbert Schwarze