Frau der ersten Stunde für Friedland

Friedland (kpg) – Die katholische Kirche und der Caritasverband in Friedland trauern um Schwester Hedwig Lorenzkowski. Die Ordensfrau ist am Montag, 27. Februar 2012, im Alter von 99 Jahren in Göttingen gestorben.

Schwester Hedwig gilt als Frau der ersten Stunde für das damalige Heimkehrerlager in Friedland. Am 2. Juni 1912 im ostpreussischen Allenstein geboren, kam sie als 33-Jährige am 1. November 1945 als erste Sozialarbeiterin der Caritasstelle in das kleine Dorf südlich von Göttingen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatten riesige Flüchtlingstrecks Friedland passiert, denn hier in Südniedersachsen trafen sich die britische, amerikanische und sowjetische Besatzungszone. Weil die Dörfer in der Gegend überlaufen waren, ließ die britische Besatzungsregierung in Friedland ein Auffanglager errichten.

Von Anfang kümmerte sich auch die Caritas um die Nöte der Kriegsheimkehrer. „Es herrschte Hungersnot. Da musste man helfen, wo man konnte“, erinnerte sich die Ordensschwester im Gespräch mit der KirchenZeitung für das Bistum Hildesheim anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Grenzdurchgangslagers im Jahr 2005. „Da habe ich Güte gelernt.“

Die Not der Menschen in den ersten Nachkriegsjahren zu lindern, bedeutete für die Ordensfrau: das Gepäck der Ankommenden tragen, um Essen betteln und Kleidung organisieren. Mit der Ankunft des neuen Lagerpfarrers Prälat Josef Krahé – sein Vorgänger musste Friedland aus gesundheitlichen Gründen 1946 verlassen – war Schwester Hedwig nicht nur mit der Lagerseelsorge betraut, sie arbeitete auch als Gemeindereferentin, fuhr mit dem Moped über die Dörfer und erteilte in den Schulräumen katholischen Religionsunterricht. Bis 1965 war sie offiziell für die Caritas und die Kirchengemeinde in Friedland tätig. Bis kurz vor ihrem Tod lebte sie gleich neben der örtlichen Kirche St. Norbert und war dank kleiner Hilfen immer selbstständig. Lediglich die letzten beiden Monate ihres Lebens verbrachte Schwester Hedwig im Caritas-Seniorenstift St. Paulus in Göttingen, wo sie am Montag verstarb.

„Die Filialkirche St. Norbert und die Caritasstelle Friedland danken Schwester Hedwig für ihren Einsatz und ihre Liebe, die sie Menschen in Not hat zuteil werden lassen. Gott schenke ihr seinen Frieden“, würdigen Pfarrer Georg Vetter für die Pfarrgemeinde Maria Frieden, Waltraud Schmidt für den Pfarrgemeinderat St. Norbert, Pater Romuald Greh für die Filialkirche St. Norbert und Thomas Heek für die Caritasstelle in Friedland die Verdienste der Ordensfrau in ihrem Nachruf.

Das Requiem für die Verstorbene wird am Freitag, 2. März, um 10.30 Uhr in der Filialkirche St. Norbert in Friedland gefeiert. Im Anschluss findet um 11.30 Uhr die Beisetzung auf dem Friedländer Friedhof statt.