Gedenkgottesdienst für die Opfer der Bombenexplosion
Auf Einladung des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises und der St. Johanniskirchengemeinde Göttingen fand am Donnerstag um 18.00 Uhr in der St. Johanniskirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst für die Opfer der Bombenexplosion statt. Drei Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes des Landes Niedersachsen im Alter von 38, 52 und 55 Jahren waren bei der vorzeitigen Detonation einer Zehn-Zentner-Bombe aus dem 2. Weltkrieg am Dienstagabend ums Leben gekommen. Es gab nach Angaben des Göttinger Tageblattes sechs weitere Verletzte des Bombenräumdienstes. Rund 400 Personen saßen dicht gedrängt in der St. Johanniskirche, darunter viele Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Sanitätsdienste, des Technischen Hilfswerkes und der Polizei. Auch die Teams der kirchlichen Notfallseelsorge waren erschienen. Sie hielten sich bereit, um Menschen während und nach dem Gottesdienst zu begleiten.
Mitarbeitende der ökumenischen Notfallseelsorge Göttingen, Northeim, Osterode, Pastor Uwe Brinkmann vom Einsatznachsorgeteam des Technischen Hilfswerkes, Landesdekan Bernd Wübbeke, Pastor Rudolf Grote sowie Superintendent Friedrich Selter hatten den Gottesdienst vorbereitet. Namentlich wurde der verstorbenen Polizeibeamten gedacht. Pastoralreferent Torsten Thiel zündete auch eine Kerze für alle Einsatzkräfte an, die in der Nacht an Leib und Seele verletzt wurden. Superintendent Selter sagte in der Predigt, dass die drei Getöteten zu den letzten Opfern des 2. Weltkrieges gehörten. Auf die Fragen nach dem "Warum?" hätten auch Christen keine Antwort. "Es sei denn, dass schon das eine Antwort sei, dass diese Frage hier in der Kirche und überhaupt vor Gott ihren richtigen Platz hat." Nicht nur zu den aus Hannover angereisten Angehörigen sprach der Theologe tröstende Worte: "Vertraut darauf. Wer traurig ist, bleibt nicht allein. Menschen sind da an Ihrer Seite und halten sich Ihnen hilfsbereit. Wenn wenn deren Kraft einmal ermattet, da wacht noch einer, zu dem wir beten können Tag und Nacht."
Auch Landessuperintendent Eckhard Gorka nahm an dem Gottesdienst teil. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Im Hinblick auf den kurzfristig geplanten ökumenischen Gottesdienst sagte Gorka: "Es ist gut, dass wir in solchen Stunden in einer Kirche zusammenkommen, um unserem Erschrecken und unserer Ratlosigkeit Ausdruck zu geben. Und um neu Zuflucht zu nehmen zu Glaubenstexten, die unserer Sprachlosigkeit aufhelfen. Die Stärke des Glaubens zeigt sich in der Krise. Christus ist bei uns alle Tage, auch an schweren Tagen, die eine ganze Stadt bewegen. Ich denke, dass die Angehörigen sich getragen und begleitet gefühlt haben".
Landesdekan Bernd Wübbeke von der katholischen Polizeiseelsorge in Niedersachsen sprach über die Notwendigkeit, dass Mitarbeitende Gefahren auf sich nehmen, damit die Bevölkerung sicher leben könne. Aus Gesprächen mit Polizisten beim Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Niedersachsen konnte er bestätigen, wie groß die Anspannung bei den Beamten sei. Einer habe ihm ihm über seine gefährliche Arbeit der Bombenentschärfung gesagt: "Entweder es klappt oder es ist vorbei". Damit Menschen sicher leben könnten, würden Menschen wie die drei getöteten Polizeibeamten täglich große Gefahren auf sich nehmen. Ihnen gelte unser Dank.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurden Kerzen am Leuchter in der Kirche zum Gedenken an die Opfer entzündet. Für einen würdigen musikalischen Rahmen sorgten das Landesmusikkorps der Polizei unter Leitung von Thomas Boger und an der Orgel Kantor Bernd Eberhardt. Am Ende des Gottesdiensten standen zahlreiche Kerzenlichter auf den Stufen zum Altar, die Angehörige, Rettungskräfte, politische Vertreter und die zahlreichen Gottesdienstbesucher zum Gedenken entzündet hatten.
Bernd Ranke