„Glaube und Gerechtigkeit“ als Motor
Citykirche St. Michael feiert 20 Jahre Mittagstisch
Göttingen (kpg) – Mit einem Festakt hat die katholische Pfarrei St. Michael in Göttingen heute Mittag das 20-jährige Bestehen ihres sozialen Mittagstisches gefeiert. Zu der Feierstunde waren Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft in das Gemeindezentrum der Citykirche gekommen.
„An diesem Mittagstisch wird sichtbar, was Kirche ist und wofür sie steht: Gebet und Sorge für die Armen“, lobte der Generalvikar des Bistums Hildesheim, Dr. Werner Schreer. Die Initiative zur Gründung des Mittagstisches ging vom damaligen Pfarrer von St. Michael, dem Jesuitenpater Heribert Graab, aus. „Es ist eine alte Tradition, dass Bedürftige an Klostertüren klopfen“, so Graab. In Zusammenarbeit mit einem Imbiss in der Kurzen Straße verteilte er zunächst Essensgutscheine, weil er nicht wollte, dass die Obdachlosen die kleinen Spenden in Alkohol umsetzten. Ende der 80er Jahre kaufte dann das Bistum Hildesheim ein Gebäude in der Turmstraße. Das leer stehende Haus brachte ihn auf die Idee für den Mittagstisch, der am 1. September 1990 eröffnet wurde. „Für uns Jesuiten gehören Glaube und Gerechtigkeit zusammen“, sagte der emeritierte Pfarrer von St. Michael, der für die Feierstunde aus seiner neuen Heimat Köln wieder an seine alte Wirkungsstätte gekommen war.
Graab dankte vor allem Ralf-Peter Reinke, der den sozialen Mittagstisch seit nunmehr 16 Jahren leitet, und den ehrenamtlichen Helfern. „Das sind Hunderte gewesen, die sich in den letzten 20 Jahren engagiert haben“, so der Jesuit. „Das so lange und kontinuierlich zu machen, hat eine ganz besondere Qualität und ist ein Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft ein menschliches Antlitz hat“, lobte auch Heiner Pott, Staatssekretär im niedersächsischen Sozialministerium.
Neben dem hauptamtlichen Leiter und einem Zivildienstleistenden kümmern sich im Wechsel 35 ehrenamtliche Helfer um die Gäste. Täglich erhalten in der Turmstraße von 12 bis 14 Uhr zwischen 30 und 60 Personen gegen ein geringes Entgelt eine warme Mahlzeit, die die Göttinger Tafel liefert. Auch an Sonn- und Feiertagen ist der Mittagstisch geöffnet. „Diese Verlässlichkeit ist mir ein besonderes Anliegen“, sagt Reinke. „Der Mittagstisch hat den Charakter einer Infrastruktur. Der ist wie die Straße, er ist immer da.“
Der kleine Betrieb mit einem Jahresbudget von 70 000 Euro finanziert sich neben Zuschüssen der Stadt, der Pfarrei und des katholischen Gesamtverbands Göttingen auch durch Spenden. Um so mehr freute sich der Koordinator des Mittagstisches, Eberhard Walter, über einen Scheck in Höhe von 1000 Euro, die Dechant Bernd Langer und der Rendant des Dekanates, Karl-Heinz Ringel, zum Ende der Feierstunde überreichten. Denn pünktlich zum Jubiläum sind die Räumlichkeiten komplett saniert worden.