Gott, sende uns deinen Geist …

Impuls Februar 2022

Alle Jahre wieder … Nein, ich meine nicht Corona, sondern den Würgegriff des Missbrauchs in unserer / meiner Kirche: Schon wieder neue Berichte, schon wieder taktisch-politische Worte von Amtsträgern, schon wieder eine offenkundige Ohnmacht, mit der tiefsten Schmach, die unsere Generation in der Kirche erlebt, umzugehen. Für mich persönlich ist das unerträglich.

In der Samstagsausgabe vom 29.01.2022 des Göttinger Tageblattes gab es einen Artikel von Simon Benne: „Warum ich (noch) katholisch bleibe“. Herr Benne schreibt mir aus der Seele, ich kann jeden Satz mit Zustimmung unterschreiben. Er stellt die Ambivalenz und Zweifel zwischen dem eigenen Glauben, der Sehnsucht nach Gemeinschaft und Religionsausübung und der amtlichen Vertretung der Kirche in Priestern vor Ort, Bischöfen, Papst her.


Benne schreibt unter anderem in seinem Artikel: „… Ich weiß, dass viele katholische Gläubige dieses innerlich so aufgewühlt verfolgen wie ich. So ähnlich muss es sich anfühlen, von einem geliebten Menschen betrogen zu werden. Man empfindet eine Mischung aus Demütigung und Scham, Enttäuschung und Empörung; man fühlt sich schlecht, obwohl man weiß, dass sich eigentlich die andere Seite schlecht fühlen müsste. Man steht selbst mit am Pranger. …“ (leider ist der Artikel noch nicht öffentlich im Web zugänglich, daher kann ich nur auf das Göttinger Tageblatt verweisen)

 

Ja, ich kann nur zustimmen, ich als Gläubiger fühle mich von der Amtskirche nicht mehr vertreten, es fällt mir zunehmend schwer, sie als meine Glaubens-Autorität anzuerkennen.

Ich denke da immer öfter an Matthäus 23: „… richtet euch nach ihren Worten und tut alles, was sie euch sagen! Nehmt euch aber kein Beispiel an ihren Taten! Denn sie halten selbst nicht ein, was sie von den anderen verlangen. …“

 

Und nun, was mach ich damit, was sollten wir tun?

 

Als gläubige Menschen können wir auch in die Bibel schauen: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. (Mt 7,7).

 

Ja, wir bitten Gott um den heiligen Geist, der uns als seine Kirche, ob Amtsträger oder „normaler“ Gläubiger auf den „rechten“ Weg führt, uns den Blick für das Wesen unserer Gemeinschaft lenkt: „Ihr seid das Salz der Erde“, „Ihr seid das Licht der Welt“

 

Nein, ich bin nicht bereit, einfach wegzusehen und auszutreten.

Nein, ich wünsche mir keine medial wirksamen Rücktritte, ich möchte gemeinschaftliche Besinnung, Reue und Neuorientierung, auch in unserer Gemeinde, im Bistum - ich bete um die Hilfe des heiligen Geistes, Licht für die Welt zu sein.

 

Die Sache Jesu braucht Begeisterte.
Sein Geist sucht sie auch unter uns.
Er macht uns frei, damit wir einander befrei’n.

Ein Lied, von A. Albrecht und von Peter Janssens

  

 

Thomas Schink

 

Link zum Artikel (kostenpflichtig):
https://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Hannover/Hannover-Katholische-Kirche-in-der-Krise-ein-Debattenbeitrag-von-Simon-Benne

 

Thomas Schink