Geistlicher Impuls zum Tagesevangelium am Montag der Dritten Fastenwoche

Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt ...

Das Evangelium und andere Texte für den heutigen Tag finden Sie wieder in der Online-Kalender-Version des Schott-Messbuches der Erzabtei in Beuron.

IMPULS

Heute, am Montag der 3. Fastenwoche provoziert Jesus seine Zuhörer bis auf’s Blut. Die Geschichte endet damit, dass die Menschen ihn aus der Synagoge hinaustreiben und am liebsten an Ort und Stelle lynchen würden. Was ist passiert?

Zunächst könnte man meinen, Jesus erzählt eine Binsenweisheit: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt!“. Das ist natürlich nicht besonders schmeichelhaft für die Leute aus Nazareth, in deren Synagoge Jesus sich gerade aufhält. Aber es ist normal. Die Menschen in Nazareth haben Jesus schon als Kind gekannt. Sie kennen Maria und Josef. So ein Tischlersohn mag Kluges sagen. Aber im Grunde ist er eben immer noch der (kleine) Jesus von Nebenan.

Wenn wir den Text etwas genauer lesen fällt aber auf, dass Jesus gar nicht von den Menschen in Nazareth spricht. Er spricht von Israel. Er erinnert daran, dass das auserwählte Volk Gottes seine Propheten nicht erkennt und Gott deshalb nicht an ihren Kindern, sondern an Kindern fremder Völker Heilstaten vollbringt: an der Witwe von Sarepta und an dem Syrer Naaman.

Jesus wird nicht in seiner Heimat erkannt. Er wird nicht vom Volk Gottes erkannt, das ihn doch kennen und auf ihn hören müsste. Gerade die, die mit ihm am vertrautesten sein müssten, verfehlen ihn.

Und wie ist das mit uns? Wie ist das mit mir? Darf Jesus mein Leben verändern? Wo höre ich auf seine Stimme? Wo lasse ich mich von ihm aus meinem Eigensinn herausführen?

Ärgere ich mich vielleicht auch, wenn mir jemand sagt: „Du bist zwar Christ … aber ich merke bei Dir keinen Unterschied zu all den anderen Menschen!“

Ludger Joos SJ