Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Bischof Trelle: „Wer gegen Flüchtlinge, Fremde, Migranten und Menschen anderer Hautfarbe hetzt, der hat die Kirche gegen sich.“

 

Die deutschen Bischöfe haben angesichts der anhaltend hohen Flüchtlingszahlen bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Hildesheim erneut über den Schutz von Flüchtlingen beraten. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), berichtete über den Beitrag der Kirche in Deutschland zur internationalen Hilfe für die Flüchtlinge im Nahen Osten. Besonders wies er auf den Exodus der Christen aus dieser Region hin, der dringend gestoppt werden müsse: „Das Verschwinden der reichen christlichen Kultur des Orients wäre ein unersetzlicher Verlust nicht nur für das weltweite Christentum, sondern auch für die muslimische Mehrheitsbevölkerung.“ Es müssten Bedingungen geschaffen werden, die den Menschen ermöglichen, in den Heimatländern ihren Glauben in Frieden, Freiheit und gegenseitigem Respekt zu leben.

 

Bischof Norbert Trelle (Hildesheim) erneuerte als Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz vor dem Hintergrund des jüngsten tragischen Bootsunglücks vor der libyschen Küste die Forderung, die Seenotrettung als zentralen Bestandteil der von der Europäischen Union koordinierten Operationen im Mittelmeer wieder auszuweiten. Er kritisierte mit Blick auf eine Reihe von Ereignissen der letzten Jahre auch den offenen und verdeckten Rassismus, den es in Deutschland trotz einer insgesamt erfreulichen Offenheit für die Aufnahme von Zuwanderern auch heute noch gebe. „Als Christen sind wir berufen, hier ein deutliches Zeichen zu setzen: Wer gegen Flüchtlinge, Fremde, Migranten und Menschen anderer Hautfarbe hetzt, der hat die Kirche gegen sich“, sagte Bischof Trelle.

 

Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

 

Die Deutsche Bischofskonferenz lobt daher in diesem Jahr erstmals den „Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ aus. Damit soll das Engagement von Katholiken gewürdigt werden, die sich aus dem Glauben heraus gegen diese menschenverachtenden Einstellungen wenden und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft eintreten. Der Preis soll dazu beitragen, weitere Initiativen zu ermutigen. Er wird auf Vorschlag einer Jury durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz verliehen und ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert, das auf bis zu drei Preisträger aufgeteilt werden kann. Bischof Trelle hat den Vorsitz der Jury übernommen: „Ich freue mich, dass wir auch viele profilierte Streiter gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gewinnen konnten, mit uns die vorgeschlagenen Projekte zu begutachten.“ Bewerbungen und Vorschläge für mögliche Preisträger können ab sofort im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz eingereicht werden. Die Übergabe des Preises ist für den 16. November 2015 in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin geplant.

 

Bewerbungen

und Vorschläge für mögliche Preisträger sollen eine kurze schriftliche

Beschreibung (ca. 2 DIN A 5 Seiten) des Projekts bzw. des persönlichen

Engagements enthalten, der auch schriftliche oder elektronische Publikationen hinzugefügt werden können. Einsendeschluss

ist der 30. April 2015. Bewerbungen und Vorschläge sind an das

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bereich Weltkirche und

Migration, Kaiserstraße 161, 53113 Bonn, zu richten.

 

Sorge um Schwächsten, Fremde und Flüchtlinge Kern des Christseins 

 

 

 

Bischof Dr. Heiner Koch (Dresden-Meißen), der Mitglied der Migrationskommission ist, ging auf die öffentliche Diskussion um Zuwanderung und Integration ein: „Wir müssen feststellen, dass es der Politik – und auch der Kirche – nicht immer gelingt, als richtig und notwendig erkannte Entscheidungen so zu kommunizieren, dass sie auch bei diesen Menschen Zustimmung erfahren.“ Diese Entwicklung müssten Kirche und Staat ernst nehmen, ohne sich die oft allzu einfachen Lösungsvorschläge für tatsächliche oder vermeintliche Probleme zu eigen zu machen. Für die Kirche sei klar, dass die Sorge um die Schwächsten, um die Fremden und die Flüchtlinge zum Kern des Christseins gehöre. Christus selbst habe sie der Kirche aufgetragen: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)

 

Bischof Trelle nahm auch zur aktuellen Debatte um das Kirchenasyl Stellung und bekräftigte: „Es geht dabei nicht um ein Gnadenrecht, sondern darum, im Einvernehmen mit den Behörden nach Recht und Gesetz eine Lösung zu finden. Dass dies in der überwiegenden Mehrheit der Fälle gelingt, dient dem Rechtsfrieden und dem in unserer Verfassung verankerten obersten Ziel der Rechtsordnung: die Würde des Menschen zu schützen.“

 

Zur Jury des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gehören:

Bischof Norbert Trelle, Vorsitzender der Jury

Bischof von Hildesheim, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz

Gabriele Erpenbeck

Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Interkulturellen Woche

Prälat Dr. Peter Neher

Präsident des Deutschen Caritasverbandes

Dr. Heribert Prantl

Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung

Ingrid Sehrbrock

1987–2013 stellvertretende Bundesvorsitzende der CDA (Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft), 1999–2013 Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Dr. h.c. Wolfgang Thierse

Bundestagspräsident a. D., Mitglied des Deutschen Bundestages 1990-2013

Josef Philipp Winkler

Mitglied des Deutschen Bundestages 2002-2013, Sprecher des Sachbereichs „Politische und ethische Grundfragen“ im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)