Keine leichte Zeit für Christen
Pastoralrat des Dekanats Göttingen lud zum traditionellen Neujahrsempfang
Göttingen (kpg) – Die Forderung nach Religionsfreiheit für alle Menschen und die Missbrauchsfälle des vergangenen Jahres haben den diesjährigen Neujahrsempfang des Göttinger Dekanatspastoralrates bestimmt. Zu dem Empfang waren Vertreter aus Politik, Religion und Wirtschaft, aus Verbänden und Schulen sowie zahlreiche Ehrenamtliche in das Kirchenzentrum St. Heinrich und Kunigunde in Göttingen-Grone gekommen. Zuvor hatte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle einen feierlichen Gottesdienst zelebriert.
„Das vergangene Jahr war für alle Katholiken kein leichtes“, sagte Dr. Corinna Morys-Wortmann, die zweite Vorsitzende des Dekanatspastoralrats, im Hinblick auf die im vergangenen Jahr bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in ihrem Grußwort. Doch die jetzt ergriffenen Maßnahmen wie die neuen Leitlinien zur Prävention und zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch hätten einen Prozess angestoßen, der nicht mehr „den Mantel des Schweigens“ über das Thema hülle, sondern „eine Atmosphäre schafft, in der solche Übergriffe in Zukunft möglichst verhindert werden“.
Auch lasse sich eine wichtige Erkenntnis aus den Geschehnissen ziehen: Jeder müsse immer wieder sein eigenes Tun und Denken auf den Prüfstand stellen. Darüber hinaus seien Christen dazu aufgefordert, Stellung zu beziehen, ihre christliche Sichtweise in gesellschaftlich relevanten Debatten nicht zu verstecken, so Morys-Wortmann weiter. „Es gibt vielfältige Herausforderungen im Alltag, bei denen unsere Stellungnahme als Christen gefragt ist und wir alle uns nach christlichen Werten ausrichten müssen.“ Als Beispiel nannte sie die aktuelle Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik.
„Ehrliche Toleranz“ zwischen den Religionen und Konfessionen in Göttingen wünschte sich dagegen Oberbürgermeister Wolfgang Meyer (SPD) vor dem Hintergrund der Anschläge auf koptische Christen in Ägypten in der Neujahrsnacht. Auch in der westlichen Zivilisation sei religiöse Toleranz in der Vergangenheit nicht selbstverständlich gewesen. Um so wichtiger sei es, jede Form von Gewalt gegen Christen zu verurteilen.
Ehrengast des Neujahrsempfangs war der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Der Bischof besucht zurzeit alle Pfarrgemeinden des Dekanates Göttingen. In diesem Dekanat leben rund 28.000 Katholiken in fünf Pfarrgemeinden. Im Rahmen dieser Pastoralreise trifft sich der Bischof auch mit Personen des öffentlichen Lebens und stattet staatlichen Einrichtungen einen Besuch ab. So traf sich der Bischof Trelle bereits mit den Bürgermeistern von Göttingen und Hannoversch Münden und war an der Universität, in Krankenhäusern, bei Polizei und Feuerwehr zu Gast.