„Kirche muss Kirche für alle sein“
Das Dekanat Göttingen erklärt seine Solidarität mit allen Menschen, die in der katholischen Kirche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Leid erfahren haben.
In einer gemeinsamen Predigt in der Pfarrkirche St. Godehard in Göttingen erklärten Dechant Wigbert Schwarze und Diakon Martin Wirth am vergangenen Sonntag ihre Solidarität mit allen Menschen, die in der katholischen Kirche Leid aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erfahren haben.
Die ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf – Coming Out in der Katholischen Kirche“ führe einen wichtigen Grundsatz des Glaubens vor Augen, so Wirth. In der Begegnung mit den Mitmenschen in all ihrer Vielfalt liege stets auch die Begegnung mit Jesus Christus. Konkret führt er aus: „Ich werde das Gefühl nicht mehr los, dass uns Jesus heute in den Menschen begegnet, die sich zurzeit in unserer Kirche outen.“ Daher könne er es nicht hinnehmen, wenn „lehramtliche Aussagen eine konkrete Nachfolge vieler überzeugter Christen in unseren eigenen Reihen unmöglich machen.“ Dies gelte insbesondere für Aussagen, die „weder wissenschaftliche Erkenntnisse noch die Komplexität einer modernen Gesellschaft und die Sehnsucht des Menschen nach Leben, Liebe und Angenommensein berücksichtigen.“
Auch Dechant Schwarze hebt den wertvollen Dienst hervor, den die Mitarbeitenden der katholischen Kirche in ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt leisten. „Wenn wir auf Christus schauen, müssen wir an unsere Taufe denken. Jeder getaufte Mensch ist dazu berufen, seinen Schöpfungsauftrag zu erfüllen. Die persönliche Beziehung zu Jesus Christus ist das Entscheidende in der heutigen Kirche. Aus dieser Beziehung heraus entsteht Gemeinschaft untereinander, die es zu gestalten gilt.“
Es sei daher zentrales Anliegen der Kirche im Dekanat Göttingen, allen Menschen eine Heimat zu bieten, so Schwarze. Vor diesem Hintergrund unterstütze er ausdrücklich die Bestrebungen des Bistums Hildesheim, diesen Themenbereich sowohl in den diözesanen Beratungsgremien als auch auf Ebene einer Veränderung des kirchlichen Arbeitsrechts zur Sprache zu bringen.
Im Umgang mit Veränderung verwies der Dechant abschließend auf den Heiligen Godehard als Pfarrpatron: „Schon vor 1000 Jahren ist er in der Kirche neue Wege der Pastoral gegangen. Lassen wir uns von ihm ermutigen, auch heute nach Wegen zu suchen, die nicht ausgrenzen und trennen, sondern für die Frohe Botschaft Jesu Christi begeistern."
Katholische Pressestelle Göttingen (kpg)