Kirche zeigt ihr junges Gesicht
10 000 Kinder und Jugendliche kommen zur Ministantenwallfahrt nach Kevelaer
Kevelaer (kpg) – Als der Abschlussgottesdienst auf dem Marktplatz von Kevelaer begann, öffnete der Himmel alle Schleusen: Wahre Sturzbäche gingen auf die Ministrantinnen und Ministranten nieder. Doch das hielt die Kinder und Jugendlichen nicht davon ab, auch diesen letzten Teil der zweiten nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt nach Kevelaer noch mitzufeiern. Über 10 000 Messdiener und Messdienerinnen aus den Diözesen Aachen, Essen, Hamburg, Hildesheim, Köln, Osnabrück, Paderborn und Münster waren in den Marienwallfahrtsort in Nordrhein-Westfahlen gekommen. Aus dem Bistum Hildesheim nahmen 300 Ministranten an der Wallfahrt teil.
„Man sieht hier mal, wie viele Messdiener es gibt. Es ist einfach toll, dazuzugehören“, so Hendrik aus Braunschweig. Wie alle Ministranten aus dem Bistum Hildesheim ist er am beigen Halstuch zu erkennen. Auch Felicitas aus der Gemeinde St. Bernward in Braunschweig ist begeistert: „Ich bin seit 10 Jahren Messdienerin. Und es ist total klasse zu sehen, dass man nicht allein ist. Man kommt hier mit so vielen Leuten ins Gespräch!“
Begonnen hatte der Tag mit einer Sternwallfahrt. Dazu hatten sich die Ministranten aus den umliegenden Dörfern zu Fuß auf den Weg gemacht – ausgestattet mit Fahnen ihrer Bistümer, viele mit eigens für die Wallfahrt designten T-Shirts, im Gepäck die Fürbitten von Gemeindemitgliedern. Dass die meisten von ihnen eine kurze Nacht hinter sich – die Messdiener aus Hildesheim etwa hatten in einer Turnhalle in Xanten übernachtet – und zwei Stunden Fußmarsch in den Knochen hatten, tat der Stimmung keinen Abbruch. Laut jubelnd begrüßten die Delegationen auf dem Kapellenplatz die Bischöfe der nordwestdeutschen Diözesen zum Mittagsgebet. „Ich weiß nicht, in welchen Superlativen die Jugendlichen die Stimmung hier ausdrücken würden. Aber es ist einfach großartig und super“, zeigte sich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle begeistert. „Ich war schon oft in Kevelaer, aber so voll habe ich den Kapellenplatz noch nie gesehen!“ Für den Hildesheimer Bischof ein Bild der Ermutigung für seine Messdiener: „In den Diaspora-Diözesen fühlen wir Christen uns manchmal wie die letzten Mohikaner. Und hier sehen die Messdiener: Ihr seid wirklich nicht allein, ihr seid in einer großen Gemeinschaft des Glaubens.“
Auch am Nachmittag dominierten die Kinder und Jugendlichen das Stadtbild: Über die ganze Stadt hatten die einzelnen Diözesen ihre Angebote verteilt: So luden die Hamburger die Kinder und Jugendlichen zum Entspannen am „Mini-Strand“ ein. Die Stadt Kevelaer hatte dafür eigens einige LKW-Ladungen Sand auf den St. Klara-Platz herangeschafft. Wer sich noch nicht genug ausgepowert hatte, konnte sich im Niedrigseilgarten im Marienpark austoben. Für neugierige Besucher hatten unter anderem der Orgelbauer, die Bronzegießerei und die gläserne Hostienbäckerei ihre Pforten geöffnet. Und natürlich bot der Nachmittag Raum zur Besinnung: Vor dem Gnadenbild Mariens in der Kapelle bildeten sich immer wieder lange Schlangen, in der Jugendkirche entzündeten die Messdiener Kerzen oder schrieben ihre Fürbitten auf große Glasscheiben.
Das Bistum Hildesheim präsentierte indes seine weltkirchliche Seite und lud neben bolivianischem Tanz und Schminken zum Verweilen ins Café Bolivia ein. Ein Angebot, dass viele Gäste aufgrund des immer wieder einsetzenden Regens gern nutzten. Mitten drin im Getümmel: Hendrik Becker, Referent für Ministrantenpastoral im Bistum Hildesheim. Für ihn war die Wallfahrt auch ein Dank für den Einsatz der Messdiener: „Wenn andere am Sonntag noch schlafen, sind sie schon beim Gottesdienst dabei und sorgen dafür, dass unsere Kirche weiterhin ein junges Gesicht behält.“