Nachruf für Landesrabbiner em. Henry G. Brandt
Der Göttinger Edith-Stein-Kreis trauert um Landesrabbiner em. Dr. h. Dr. h.c. Henry G. Brandt, der am 7. Februar 2022 im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Der Göttinger Edith-Stein-Kreis trauert um Landesrabbiner em. Dr. h.c. Henry G. Brandt, den jüdischen Freund und Brückenbauer zwischen den abrahamitischen Religionen. Seine verbindliche Persönlichkeit und seine Fähigkeit, (augenscheinlich) Fremdes zu verbinden, sind uns unvergessen. Für Christen bleibt er ein Vorbild für große Offenheit und immerwährende Dialogbereitschaft.
Im Jahr 2011 war Landesrabbiner em. Henry G. Brandt als erster Preisträger jüdischen Glaubens mit dem Edith-Stein-Preis ausgezeichnet worden.
In der Begründung zur Preisverleihung heißt es:
„Der Edith-Stein-Kreis e.V. würdigt mit dem Edith-Stein-Preis das herausragende Engagement von Dr. h.c. Henry G. Brandt im interreligiösen Dialog vor allem mit Christen, aber auch Muslimen. Rabbiner Brandt hat daran mitgewirkt, die Grenzen, die Religionen über Jahrhunderte aufgebaut haben, zu überschreiten und sich als Brückenbauer in hervorragender Weise ausgezeichnet und bewährt.
Auch in der Zeit der Diskussionen um die neue Fassung der Karfreitagsfürbitte 2008 hat er den Gesprächsfaden zur katholischen Kirche nicht abreißen lassen.
Als zuständiger Landesrabbiner in Niedersachsen (1983 – 1995) hat er dazu beigetragen, dass die Jüdische Gemeinde Göttingen 1994 neu gegründet werden konnte.“
In seiner Laudatio auf den Edith-Stein-Preisträger Henry G. Brandt führte der damalige stellvertr. Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und heutige Bischof em. von Aachen Dr. Heinrich Mussinghoff u.a. aus:
„Sie gehören zu den Pionieren des jüdisch-christlichen Dialogs. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten wie nur wenige Rabbiner in Deutschland das Gespräch mit den Kirchen gesucht und geführt. Schon früh haben Sie sich in den Gesellschaften für christlich- jüdische Zusammenarbeit engagiert. Seit 1985 sind Sie der jüdische Vorsitzende des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Seit vielen Jahren sind Sie Mitglied im Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken und nehmen als Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz regelmäßig an den jährlichen Treffen von orthodoxen und liberalen Rabbinern mit Mitgliedern des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz teil. Anders gesagt: Sie haben entscheidenden Anteil an den dramatischen Veränderungen im christlich-jüdischen Verhältnis der vergangenen Jahrzehnte.“
Am 06. November 2012 gestaltete Rabbiner Henry G. Brandt gemeinsam mit dem Göttinger Dechanten Wigbert Schwarze die erste jüdisch-christliche Gemeinschaftsfeier in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Göttingen. Am Ende segneten die beiden Seelsorger die Gemeinde mit dem aaronitischen Segen.
Für den Göttinger Edith-Stein-Kreis e.V.
Heiner J. Willen, Vors.
09.02.2022