Notfallseelsorgende im Einsatz
Wenn der Kampfmittelräumdienst am morgigen 30. Januar anrückt, um die mutmaßlich vier Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg rund um die katholische Kirche St. Godehard zu entschärfen, ist auch die „Ökumenische Notfallseelsorge Göttingen“ im Einsatz.
Gut 20 Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen der evangelischen und katholischen Kirche im Haupt- und Ehrenamt sind in allen Evakuierungszentren vertreten, wo die Menschen unterkommen, die kein Quartier bei Freunden oder Verwandten gefunden haben, oder stehen im Hintergrund bereit.
Simone Mertins, Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis in Rosdorf, ist eine derjenigen, die sich seit Jahren als Notfallseelsorgerin engagiert. Aber diese Situation ist auch für sie nicht alltäglich und mache ihr noch einmal mehr bewusst, wie wichtig es ist, sich für den Frieden auf der Welt einzusetzen. „Jede Bombe, die irgendwo auf dieser Welt auf Dörfer oder Städte geworfen wird, ist für mich eine Bombe zu viel. Bomben töten Menschen und andere Lebewesen. Sie zerstören Häuser, Versorgungseinrichtungen und Verkehrswege. Manchmal schlagen sie in den Boden ein, zünden nicht und bleiben eine verborgene Gefahr für kommende Generationen. So wie jetzt hier. Die Mitarbeitenden des Kampfmittelbeseitigungsdienstes sollen vorsichtig die Metallkörper zugänglich machen, ihre Zünder entschärfen oder eine kontrollierte Sprengung herbeiführen. Eine lebensgefährliche Aufgabe. Aus tiefstem Herzen wünsche ich ihnen und uns allen, dass sie diese Aufgabe unbeschadet leisten können und alle wieder aufatmen können.“
Auch Superintendent Friedrich Selter, der sich noch gut an die Ereignisse von 2010 erinnert und damals auch als Seelsorger im Einsatz war, sagt: „Ich habe großen Respekt vor allen, die daran beteiligt sind, die Bomben unschädlich zu machen. Sowohl vor denen, die die Organisation übernommen haben, als auch vor denen, die die Menschen in den Evakuierungszentren betreuen und versorgen, und besonders vor denen, die sich trauen, direkt an der Bombe zu arbeiten. Diese alle werde ich in mein Gebet einschließen.“
Pastoralreferent Torsten Thiel war 2010 als katholischer Dekanatsbeauftragter für die Notfallseelsorge im Einsatz und erinnert sich an Geschichten von Menschen, bei denen damals plötzlich wieder Kriegserinnerungen hoch kamen. „Betroffen waren sowohl Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten, als auch Flüchtlinge aus den Balkanstaaten“, erzählt Thiel, der mittlerweile als Landespolizeiseelsorger arbeitet und beim aktuellen Einsatz die evangelische und katholische Polizeiseelsorge koordiniert. „2010 stand ich kurz nach der Explosion auf dem Schützenplatz und habe noch die Auswirkungen vor Auge. Ich hoffe inständig, dass es dieses Jahr nicht zu so einer Katastrophe kommt“, sagt Thiel.
Dechant Wigbert Schwarze ist von der neuerlichen Bombenentschärfung sowohl als Pfarrer von St. Godehard als auch als Anwohner betroffen. „Die Ängste und die Betroffenheit, die durch die Erinnerung an 2010 ausgelöst werden, nehme ich sehr wahr. Ich bin beeindruckt von allen, die die Entschärfung vorbereiten, sei es bei der Feuerwehr, der Polizei, den Rettungskräften oder den weiteren beteiligten Firmen. Besonders danke ich dem Kampfmittelräumdienst unter Federführung von Sprengmeister Thorsten Lüdeke. Ich weiß von ganz vielen Menschen, die für uns beten werden, auch Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ und Generalvikar Martin Wilk stehen im Gebet an unserer Seite“, erklärt Dechant Schwarze.
Einen Vorschlag für ein Fürbittgebet finden Sie auch auf den Homepages des Ev.-lutherischen Kirchenkreises Göttingen und des katholischen Dekanats Göttingen.