Pfarrer Sebastian Kneipp: 200. Geburtstag im Mai
Karl Schlotter würdigt den Gründervater der Kneipp-Vereine in einer Kurzbiographie.
Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stephansried, einem kleinen Ort bei Memmingen in Oberschwaben, als Sohn des Xaver Kneipp und dessen Ehefrau Rosina Kneipp geboren. Mit elf Jahren musste Sebastian Kneipp seinem Vater im feuchten Keller beim Weben helfen und ein Jahr später hatte er das Tagessoll eines Webergesellen zu erbringen und wurde nebenbei vom Vater im Rechnen unterrichtet.
Mit der Schule in seinem Heimatort stand es schlecht. Die Kinder wurden von einem Schuster unterrichtet, aber nur im Winter, zu den anderen Jahreszeiten mussten sie, wie auch Kneipp, Feld- und Hofarbeit leisten. Dabei kränkelte er schon als Kind. Seine Worte: „Mein Vater, ein armer Weber, meine Mutter, eine arme Webersgattin, hatten mit Not und Elend zu kämpfen, weil die Kriegsjahre voraus gegangen waren (gemeint sind die napoleonischen Kriege) und die Jahre der Teuerung kamen. Ich habe sie oft sagen hören: Wir haben gemeint du stirbst, jetzt haben wir dich auch noch aufziehen müssen.“
Trotz geringer Schulbildung war es Kneipps sehnlichster Wunsch Pfarrer zu werden. Nachdem er bei mehreren Geistlichen vorgesprochen und vorab das Latein erlernt hatte, bekam er die Chance das Gymnasium zu besuchen. Jedoch hatten ihn die Anstrengungen derart geschwächt, dass er 1848 von einem behandelnden Arzt aufgegeben wurde. Aber Kneipp gab nicht auf. Er studierte in München und fand dort zufällig ein Buch über die Wassertherapie und Therapierte sich damit selber. „Ich probierte ein Vierteljahr, ein halbes Jahr; ich fühlte keine Besserung, aber auch nie Nachteile. Das gab mir Mut.“
Dank dieser erstaunlichen Ausdauer wurde Kneipp kräftiger und er hatte gelernt, wie es kranken Menschen zumute ist, zumal, wenn man arm ist. Am 6. August 1852 wurde Kneipp zum Priester geweiht, und es war ihm eine Freude in diesem Beruf zu wirken und anderen Menschen helfen zu können. Ab 1880 übernahm er die Pfarrei in Wörishofen und wendete hier die schon fast perfektionierten Wasseranwendungen an. Trotz einiger Anfeindungen wurde Kneipp weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ein Leben lang an einer Lungenkrankheit leidend, starb Sebastian Kneipp am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren in Bad Wörishofen.
Neben Mutter Teresa, Albert Schweizer und Friedrich Bodelschwingh, gehört Pfarrer Sebastian Kneipp zu den großen Gestalten des Glaubens, die Hand anlegten. Am 3. Dezember 2015 wurden die Lehren von einer gesunden Seele, den Wasseranwendungen, sowie Licht, Luft und Bewegung des Pfarrers Sebastian Kneipp von der Deutschen UNESCO – Kommission in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Der Kneipp – Verein Göttingen e. V., mit über 150 Mitgliedern, ist Mitglied im Dachverband des Kneipp Bundes in Bad Wörishofen. Dieser Verband, mit ca. 160.000 Mitgliedern, verteilt auf ca. 600 Kneipp-Vereine, stellt die größte private deutsche Gesundheitsorganisation dar.
Karl Schlotter
1. Vorsitzender Kneipp – Verein Göttingen e. V.