Tacheles reden
Pfarrer Manfred Hösl SJ hält Fastenpredigten im Hildesheimer Dom
Hildesheim/Göttingen (kpg) – „Ich erwarte ein kritisches Publikum – und ich freue mich auf ein kritisches Publikum“, sagt Pfarrer Manfred Hösl SJ. Der Jesuit aus Göttingen, Pfarrer der Gemeinde St. Michael, wird gemeinsam mit Ansgar Wucherpfennig, Professor für Exegese des Neuen Testamentes der Hochschule St. Georgen in Frankfurt, an fünf Sonntagen vor Ostern im Hildesheimer Dom eine Fastenpredigt halten. Die Reihe beginnt an diesem Sonntag, 1. März, um 18 Uhr.
Hösl hat sich einiges vorgenommen. Über die „zentralen Fragen des Christentums“ will er sprechen: Wie positioniert sich Kirche in der modernen Zeit? Was bedeuten Kreuzestod Jesu und Auferstehung für jeden einzelnen? Ist das Christentum noch von zentraler Bedeutung für die abendländische Kultur? „Wir wollen schon Tacheles reden“, so der Jesuit, der mit einem überdurchschnittlich gebildeten Publikum rechnet: „Intellektuelle, die sich der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben stellen wollen, die eine Meinung hören wollen, die aber gleichzeitig eine innere Souveränität haben und nicht bereit sind, von vornherein alles abzunicken, was der Pfarrer da vorne verkündet.“ Mit 200 bis 250 Zuhörern pro Sonntag rechnet Hösl durchaus.
Denn er ist überzeugt, dass die Menschen in der Fastenzeit mehr als sonst im Jahr bereit sind, über die großen Fragen des Lebens – woher komme ich, warum bin ich da, wohin gehe ich – nachzudenkrn – das zeige die jahrhundertealte Tradition der Fastenpredigten in der katholischen Kirche. „In unserer modernen Zeit werden diese Fragen zwar überlagert von hektischer Betriebsamkeit, aber die Bereitschaft, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, ist nach wie vor da“, glaubt Hösl – mehr als vor Weihnachten „mit seinem Brimborium“ und mehr als in der Sommerzeit mit ihren vielfältigen Veranstaltungen.
Grundlage einer jeden Predigt, die etwa 25 Minuten dauern soll, ist jeweils eine Bibelstelle des Apostels Paulus – 2009 feiert die katholische Kirche das Paulusjahr. Davon ausgehend will Hösl versuchen, „die Lebenswirklichkeit des modernen Menschen zu treffen. Ob mir das gelingt, werden wir sehen.“
Die Fastenpredigtreihe zum Paulusjahr im Hildesheimer Dom beginnt am Sonntag, 1. März, um 18 Uhr. Pfarrer Manfred Hösl spricht über „Paulus und unsere Zeit – Die Kirche im Supermarkt der Religionen“. Am 8. März predigt Dr. Ansgar Wucherpfennig über „Paulus und die Keuschheit – Zur Theologie des Leibes“. In der dritten Predigt am darauffolgenden Sonntag geht es Pfarrer Hösl um „Paulus und das Kreuz Christi – Ärgernis und Torheit bis heute“, bevor am 22. März die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach zu hören ist. Den Abschluss der Predigtreihe bilden am 29. März die Predigt von Hösl zu „Paulus und die Auferstehung Jesu – die Hauptsache des Christentums“ und am Palmsonntag, 5. April, die Predigt von Wucherpfennig zu „Paulus über Bekehrung – Plädoyer für ein erwecktes Christentum“. Vor den einzelnen Predigten besteht jeweils von 17.30 Uhr an die Möglichkeit, am gemeinsamen Rosenkranzgebet teilzunehmen.