Übergabe unter „Polizeischutz“
Torsten Thiel als neuer Leiter der katholischen Bildungsstätte St. Martin eingeführt
Germershausen (bph) Unter starkem „Polizeischutz“ ist am Freitagabend Pastoralreferent Torsten Thiel (43) offiziell als neuer Leiter der katholischen Bildungsstätte St. Martin in Germershausen eingeführt worden. Die zahlreichen Polizisten unter den mehr als 150 Gästen zeigten, welches Ansehen sich Thiel als Polizei-, Zoll- und Feuerwehrseelsorger erworben hat. Ebenso herzlich wurde der bisherige Leiter, Augustinerpater Lukas Schmidkunz OSA, verabschiedet.
Thiel sei ein hervorragender Mitarbeiter mit einem guten Herz, sagte Domkapitular Adolf Pohner als Vorsitzender des Kuratoriums der Bildungsstätte bei seinem Grußwort zur Einführung. Und wie jedes Herz so habe auch das von Thiel zwei Kammern. Eine schlage für die neue Aufgabe als Hausleiter von St. Martin, die andere aber für die Uniformierten, die Thiel seit 1997 betreut. Diese Aufgabe wird er weiterhin mit einer halben Stelle ausfüllen.
Pohner erinnerte an die Ursprünge der Bildungsstätte, die 1864 gegründet wurde. In ihrer wechselhaften Geschichte war sie lange Jahre eine Schule der Augustiner und wurde 1970 zu einem Bildungshaus umgebaut. Es wurde aber zuletzt immer schwieriger, das Haus ausreichend zu belegen, so dass das finanzielle Defizit stieg. In einer deutschlandweit einmaligen Entscheidung hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle daher im vergangenen Jahr bestimmt, die Bildungsstätte probeweise im Zweidrittelbetrieb zu führen. In traditionell schwachen Monaten, etwa im Mai oder in den letzten Wochen vor der Jahreswende, bleibt das Haus zukünftig geschlossen – insgesamt etwa ein Drittel des Jahres. Da einerseits Personalstellen durch Fluktuation, ohne Kündigungen, reduziert werden, andererseits die Belegungszahlen während der Öffnungszeiten steigen sollen, hofft das Bistum, das Defizit des Hauses deutlich zu senken. Dieses Konzept wird zunächst bis 2016 erprobt. Es verlangt von den Mitarbeitern viel Flexibilität, von einigen auch Gehaltsverzicht. Der neue Hausleiter dagegen soll während der Öffnungszeiten für ein volles Haus sorgen – und da dürften ihm seine Kontakte zu Polizei, Zoll und Feuerwehr sicher helfen. Erste Erfolge sind schon sichtbar. So konnte Pohner zufrieden verkünden, dass die Bildungsstätte St. Martin für 2011 schon fast komplett belegt ist und bereits Anfragen für 2012 vorliegen. Pohner ließ jedenfalls keinen Zweifel daran, dass dieses Zwei-Drittel-Konzept für ihn kein Notnagel, sondern richtungsweisend ist.
Entwickelt wurde das Konzept schon von Thiels Vorgänger Pater Lukas Schmidkunz OSA. Da der Orden aber vermutlich anderes mit ihm vorhat, kann er es nicht mehr selbst umsetzen. Sieben schöne Jahre als Hausleiter habe er in Germershausen erlebt, sagte Lukas, der seit 1999 im Untereichsfeld ist, zum Abschied. Er sei glücklich, so viele Menschen kennen gelernt zu haben. „Ich habe genug Papier geschrieben, hauch Du ihnen jetzt Leben ein“, gab er seinem Nachfolger mit auf den Weg und erhielt zum Dank für seine Leistung aus Pohners Hand einen Kalender mit Aufnahmen der Bernwardtür aus dem Hildesheimer Dom.
Zuvor schon hatte der Duderstädter Propst Bernd Galluschke bei einer Andacht zur Einführung gemahnt, die Bildungsstätte auch weiterhin gastlich und einladend zu führen. Gerade jene Menschen, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt seien, müssten in diesem Haus Heilung und Zuwendung erfahren können. Erst dann könne man behaupten, dass die Bildungsstätte mehr sei als nur ein Ort für Veranstaltungen.