Unermüdliche Kämpferin für Gleichstellung
Der Edith-Stein-Preis 2013 geht an Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth
Göttingen (kpg) Der Edith-Stein-Preis 2013 geht an die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth. Das gab der Vorstand des Edith-Stein-Kreises Göttingen e.V. heute bekannt. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird am Sonntag, den 17. November 2013 um 18.00 Uhr im Alten Rathaus in Göttingen verliehen.
In der Begründung des Kuratoriums heißt es: „Prof. Dr. Rita Süssmuth hat die Grenzen, die die Gesellschaft und die Politik Frauen setzten und setzen, nie akzeptiert. Wie Edith Stein ist sie zutiefst davon überzeugt, dass man sich zur Wehr setzen muss, wenn Frauen einseitig auf Rollen festgelegt, diskriminiert oder ausgegrenzt werden.“ Die Preisträgerin leitete von 1982 bis 1985 das Forschungsinstitut „Frau und Gesellschaft“ in Hannover. Sie wurde 1986 die erste „Frauenministerin“ der Bundesrepublik – eine Erweiterung ihres Zuständigkeitsbereiches, den sie als Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit durchgesetzt hatte. Von 1987 bis 2002 vertrat sie den Wahlkreis Göttingen im Deutschen Bundestag und war von 1988 bis 1998 Präsidentin des Bundestages.
„Rita Süssmuth hat unermüdlich gekämpft für eine echte Gleichstellung von Frauen und Männern“, sagt Heiner J. Willen, der Vorsitzende des Edith-Stein-Kreises. „Sie war ihrer Zeit voraus und konnte viele Reformen, für die sie sich eingesetzt hat, erst im Laufe der Zeit erleben: etwa die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe oder der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung.“ „Für Generationen von Frauen in Deutschland ist sie ein Vorbild in ihrem Einsatz für Gleichberechtigung in allen Bereichen unserer Gesellschaft“, heißt es in der Begründung des Edith-Stein-Kreises e.V. Noch heute eckt die 76-Jährige an, wenn sie sich für eine verbindliche Frauenquote in der Wirtschaft ausspricht.
Mit der Preisverleihung an Rita Süssmuth möchte das Kuratorium in diesem Jahr, in dem der Preis zum zehnten Mal vergeben wird, besonders an die Frauenrechtlerin Edith Stein erinnern. Die katholische Ordensfrau kritisierte Ende der 1920-er und Anfang der 30-erJahren offen, dass sich die Position von Frauen in der Kirche in 2.000 Jahren nur verschlechtert habe. Ihre Forderung nach einem Diakonat für Frauen ist nach wie vor unerfüllt.
Der Edith-Stein-Preis erinnert an das Wirken der Heiligen Edith Stein, die von 1913 bis 1915 in Göttingen lebte, vom Judentum zum Katholizismus konvertierte und 1942 in Auschwitz durch die Nationalsozialisten ermordet wurde. Seit 1995 ehrt der Edith-Stein-Kreis mit seinem Preis Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen, die sich durch Grenzüberschreitungen in ihrem sozialen, politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Engagement ausgezeichnet haben. Die Auszeichnung besteht aus einer Medaille mit der Inschrift „Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe“ und einem Preisgeld von 5 000 Euro, das in Absprache mit der Geehrten einer Einrichtung gespendet werden soll. Die vorigen Preisträger waren Landesrabbiner em. Dr. h.c. Henry G. Brandt (2011), Sr. Karoline Mayer (2009) und die Evangelische Schwesterncommunität im Kloster Wülfinghausen (2007).
Kontakt: Heiner J. Willen, edith-stein-kreis@gmx.de