Versper und Vespern mit Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger
Über die Erfahrungen mit Psalmgebet in Klinik und Knast, in Gemeinde und bei Exerzitien
Neben seinen Gemeindebesuchen - in Sankt Michael war dies schon letzte Woche der Fall - möchte der Weihbischof auch das Dekanat mit seinen Einrichtungen und Kategorialseelsorgestellen kennenlernen. Dazu gibt es eine ganze Woche lang ein gemeinsames Vespergebet mit anschließendem Abendessen und Gesprächsrunde in St. Heinrich und Kunigunde. Am Montag gings los...
Von Montag, den 8. bis Freitag den 12. Mai findet jeweils um 18:00 Uhr eine Vesper mit Weihbischof Dr. Schwerdtfeger statt. Man trifft sich in der Kirche und betet bzw. singt gemeinsam. Die Psalmen sang am ersten Abend Sr. Gisela gleichsam als "Hausherrin" vor ort vor. Frau Schröter aus Dransfeld steuerte die Lesung bei. Die Fürbitten kamen von Dechant Wigbert Schwarze und Günther Nörthemann begleitete die Vesper musikalisch an der Orgel.
"Wir wiederholen alte Worte", so der Weihbischof in seiner kleinen Ansprache. Dabei zitierte er den Hl. Romuald, den Gründer des Camaldolierordens: "Der Weg, dem Du folgen musst, steht in den Psalmen. Verlass ihn nie!" Die evangelische Theologin Dorothee Sölle verglich die Psalmen mit Lebensmittel wie Brot: man kaut an ihnen, schluckt sie runter und manchmal spuckt man sie sogar wieder aus. Psalmen sind aus allen Lebenslagen heraus verfasst worden und müssen von daher verstanden werden. Es geht nicht (nur) um Poesie!
Nach der Vesper wurde gevespert: Alle Gäste waren angehalten etwas zum Essen mitzubringen, aber es war sowieso reichlich da. An einem großen Tisch wurde kräftig zugelangt - es gab fast alles, was das Herz begehrt!
In einem dritten Teil traf man sich schließlich zu einem betont geistlichen Austausch, den Dekanatspastroalreferent Gisbert Nolte dezent moderierte. Seine kurzen Angaben, was er an den Psalmen schätzt und womit er sich schwer tut wurden in der folgenden Gesprächrunde aufgegriffen und fortentwickelt. Dabei kamen ganz verschiedene Erfahrungen mit den Psalmen zutage: Während einige sich an der alten Sprache (z.B. Wörter wie "Huld" oder "Frevler") störten, betonten andere die Aktualität der 3000 Jahre alten Zeilen. Soll man das "Gotteslob Jesu" am Krankenbett benützen oder das freie Gebet vorziehen? Selbst für die heute anstössigen Fluchpsalmen gab es einen, der positive Erfahrungen mit ihnen beisteuern konnte.
In der Diskussion ging es nicht um Rechthaberei. Die unterschiedlichen Meinungen spiegelten vielmehr den Reichtum von Gedanken und Erfahrungen wieder. Stefan Mandzeck konnte als Gefängniseelsorger anderes beisteuern als die Klinikseelsorger Anette Stechmann und Andreas Kieslich, usw.
Die Absicht des fast nur zuhörenden Weihbischof scheint geglückt zu sein: einfach ins Gespräch kommen, ohne gleich wieder in der Alltagsarbeit und in Strukturdiskussionen aufzugehen. Es war ein geistlicher Abend.