Von Ehrenamt bis Trauerbegleitung
Erster Diözesantag der Altenheimseelsorge in Göttingen
Göttingen (kpg) – Welche Herausforderungen erwarten Seelsorger und Ehrenamtliche in Alten- und Pflegeheimen in den kommenden Jahren? Mit dieser Frage befasst sich der erste Diözesantag der Altenheimseelsorge am Samstag, 12. September, im Pfarrheim von St. Heinrich und Kunigunde in Göttingen-Grone. In kürzeren Vorträgen geht es von 10 Uhr bis 15 Uhr zum Beispiel um freiwilliges Engagement, Trauerbegleitung, Netzwerkarbeit sowie das Zusammenwirken von Altenheimen und Pfarrgemeinden.
Dass die Bistumsveranstaltung in Göttingen stattfindet, ist kein Zufall: Drei Jahre lang hat Gemeindereferentin Beatrix Michels hier ein Pilotprojekt etabliert mit dem Ziel, die Seelsorge in den Einrichtungen neu zu strukturieren, auszubauen und neue Angebote zu entwickeln. Seelsorge in diesem Bereich müsse mehr sein als ein Gottesdienst, zu dem der Pfarrer der Gemeinde in das Altenheim komme, so der Anspruch. Die Ergebnisse ihre Arbeit wird sie auf dem Diözesantag vorstellen – und hofft auf Nachahmer im gesamten Bistum Hildesheim. „Das Klima in den Heimen hat sich in den vergangenen Jahren sehr geändert“, so Michels. „Die Menschen kommen erst, wenn sie sehr alt und sehr pflegebedürftig sind. Darauf müssen wir reagieren – vom ehrenamtlichen Engagement bis zu einer würdevollen Trauerbegleitung.“
Ihre Bilanz nach drei Jahren könne sich sehen lassen, davon ist Michels überzeugt. Vor allem das Netzwerk für Freiwilligenarbeit in Altenheimen Göttingen, NFAG, das sie gemeinsam mit der Stadt und dem Freiwilligenzentrum der Caritas koordiniert, habe ihr den Einstieg sehr erleichtert. Zehn Einrichtungen der stationären Alten- und Pflegeheime der Stadt – eigentlich Konkurrenten – haben sich vor drei Jahren zusammengeschlossen, um ehrenamtliche Helfer in ihren Häusern zu gewinnen und zu fördern. „Seitdem ist die Zahl der Freiwilligen um 50 Prozent auf über 100 gestiegen“, so Michels stolz. Diese engagieren sich in Besuchsdiensten oder in der Sterbebegleitung, organisieren kleinere Ausflüge, feiern Andachten mit den Bewohnern oder teilen die Kommunion aus.
Darüber hinaus hat Michels Gottesdienst- und Andachtsformen für Menschen mit schwerer Demenzerkrankung entwickelt. „Viele Bewohner mit Demenz lassen sich durch einen traditionellen Gottesdienst nicht mehr oder kaum noch ansprechen“, hat sie festgestellt. Deshalb versucht sie gezielt, die Sinne der alten Menschen zu beleben: Sie spielt ihnen ein altes Volkslied vor oder legt eine Kassette mit Vogelgezwitscher ein, ein anderes Mal hat sie hat Rosen oder Früchte dabei, an denen die Gottesdienstbesucher riechen können. Der Bedarf an diesen Andachtsformen in den Häusern, auch den nicht-kirchlichen, sei mittlerweile so hoch, dass Michels in Zukunft auf noch mehr Unterstützung von Freiwilligen hofft. Zum Abschluss des Diözesantages der Altenheimseelsorge wird Michels auch mit den Teilnehmern des Tages einen solchen Gottesdienst feiern.