Weggang und Ankunft - Impuls zu Weihnachten

von Wolfgang Felber SJ

Die Adventszeit steht im Zeichen der Erwartung und der Ankunft. Im Gegensatz dazu stehen der Weggang und das Verschwinden. Das kann nicht treffender veranschaulicht werden als in der Betrachtung zweier wesentlicher Figuren dieser Adventszeit: der Weggang von Assad als Herrscher von Syrien, der das Ende einer Ära symbolisiert, und die Ankunft Jesu, der Beginn einer Verheißung, eines neuen Bundes.

Assads Weggang erinnert an die Vergänglichkeit menschlicher Bindungen und Machtstrukturen. Herman Bang (1857 – 1912) drückt es so aus:

„Jeder Mensch bereitet auf irgendeine Art Vergnügen,
der eine, wenn er ein Zimmer betritt,
der andere, wenn er es verlässt.“

Jeder Mensch hinterlässt ein Vermächtnis, sei es durch die Art seines Kommens oder seines Gehens. Im Advent, wenn die Welt zur Stille kommt, ruft dieser Gedanke zum Nachdenken auf: Was bleibt von uns, wenn wir gehen? In der Dunkelheit des Dezembers erinnert uns so ein Weggang daran, dass jedes Ende auch einen Raum für neue Anfänge schafft.

Die Ankunft Jesu verkörpert hingegen das Licht, das in die Dunkelheit kommt, die Erfüllung einer jahrhundertelangen Hoffnung. Advent ist die jährliche Vorbereitung auf das Kommen eines Retters, eines Friedensbringers, der das Leben der Menschen verwandeln will. Während ein Weggang Leere hinterlassen kann, verspricht die Ankunft Jesu Fülle, Hoffnung und Liebe.

Die Bibel schildert Jesu Geburt als eine stille, aber bedeutungsvolle Ankunft. Es ist kein Machtanspruch, sondern Demut, die sein Kommen auszeichnet. Er bringt eine Botschaft, die die Menschheit einlädt, sich selbst zu erneuern und offen für die göttliche Gnade zu werden.

Advent bedeutet „Ankunft“. Aber die geistliche Vorbereitung darauf impliziert auch das Loslassen von Ängsten, Vorurteilen und Vergangenem, um Raum für das Neue zu schaffen – eine Art inneres Weggehen, ein Abschied von Dingen, die uns belasten. Dieser Prozess spiegelt die Spannung von Weggang und Ankunft wider. Assads Weggang kann als Metapher für das Ablegen von Altlasten gesehen werden, während Jesu Kommen den Neubeginn markiert.

In dieser Spannung liegt die Herausforderung, sich selbst in den Advent hineinzubegeben: mit einem Bewusstsein für die Abschiede, die nötig sind, um Platz für eine tiefere Verbindung zu Gott und den Mitmenschen zu schaffen.

In der Adventszeit, wenn die Welt die Stille sucht, wird der Gegensatz von Weggang und Ankunft zur Einladung, über Vergänglichkeit und Hoffnung nachzudenken. Assads Weggang und Jesu Ankunft bieten einen Anlass, sich zu fragen:

  • Wie gestalten wir unsere eigenen Weggänge und Ankünfte in den Herzen anderer?
  • Welche Spuren hinterlassen wir, wenn wir gehen?
  • Welche Hoffnung wecken wir, wenn wir kommen?

Pater Wolfgang Felber sj
Jesuitenpater