„Widerstände machen stark“

Edith-Stein-Preisträgerin Rita Süssmuth spendete ihr Preisgeld an Göttinger Einrichtungen

 

„Im Denken war sie eine Revoluzzerin“, sagte die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth über die Philosophin Edith Stein. Aber sie könnte damit auch von sich selbst gesprochen haben. Im November wurde die CDU-Politikerin und ehemalige Bundestagsabgeordnete für Göttingen mit dem Edith-Stein-Preis ausgezeichnet. Jetzt hat sie das Preisgeld von 5.000 Euro zwei Göttinger Einrichtungen gespendet, die beispielhaft für Süssmuths Einsatz gegen Vorurteile und Diskriminierung in der Politik und in der Kirche stehen: 2.500 Euro erhält die „Jugendhilfe am Rhons“ des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), die gleiche Summe geht an die Internationalen Gärten e.V.  Göttingen.

Bei der Scheckübergabe am gestrigen Dienstag informierte sich Süssmuth über die Unterstützung, die die Jugendhilfe am Rhons jungen Eltern bietet. Mit dem Preisgeld soll die mobile Seilanlage finanziert werden, auf der Eltern und Kinder Vertrauen trainieren können: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eine Situation zu meistern. Und Vertrauen in Mama und Papa, die die Kleinen bei ihren Balanceakten absichern.  „In meiner Jugend nannte man die jungen Mütter noch „gefallene Mädchen“, erinnerte sich Süssmuth und wandte sich direkt an die Frauen: „Widerstände machen stark. Wenn jemand sagt: „Was soll aus dir bloß werden?“, dann antworten Sie ihm: „Das wollen wir doch mal sehen.“ Süssmuth erinnerte sich an die Entrüstung, die sie in der Kirche auslöste, als sie für das Zentralkomitee der Katholiken ein Papier verfasste mit dem Titel: „Allein erziehend, aber nicht allein gelassen.“

Shimeles Tassew, Vorsitzender des Vereins Internationale Gärten, betonte, dass die Göttinger Idee inzwischen Schule gemacht hat: Bundesweit gibt es heute 140 Internationale Gärten, in denen deutsche und zugewanderte Hobbygärtner zusammen arbeiten. Sieben EU-Länder haben das Konzept übernommen. Doch zu Anfang zögerte die Politik, erinnerte sich Süssmuth: Die Kommunen, die heute  bereitwillig Land für Parzellen zur Verfügung stellen, mussten mühsam überzeugt werden. Sie ging auch auf die aktuelle Debatte um Armutszuwanderer ein und warnte die Politik vor dem „Zündeln“ mit ausländerfeindlicher Stimmungsmache: „Der Geist ist schnell aus der Falsche und schwer wieder einzufangen.“.  Schließlich versprach sie den Göttinger Einrichtungen: „Wenn ich in Berlin etwas für Sie tun, melden Sie sich.“

Einen Bericht von der Preisverleihung und weitere Links finden Sie hier.